EinzigARZTig

#85 Lohnt es sich heute noch, Ärztin oder Arzt zu werden?

7. Mrz 2024

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#85 Lohnt es sich heute noch, Ärztin oder Arzt zu werden?

 

Henner und ich reden darüber.
Alle schimpfen über das Gesundheitssystem. Und meist auch zurecht. Die Bedingungen, als Ärztin oder Arzt, aber auch in den meisten anderen medizinischen Bereichen haben sich nicht gerade verbessert. Immer mehr Regularien und Vorschriften, Unmengen an Bürokratie und viel zu wenig Zeit für die Patienten, machen Druck, stellen wenig zufrieden und sind häufig regelrecht belastend.

Da stellt sich natürlich die Frage: Lohnt es sich überhaupt noch, Medizin zu studieren, um Ärztin oder Arzt zu werden? Oder ist es wirklich sinnvoll, den Arztberuf weiterzuführen?
Und wenn ja, wie kann ich meine Freude an diesem Beruf erhalten?
Mit dieser Frage beschäftigen sich Henner und ich in dieser Podcastfolge.
Viel Spass dabei!

Transkription

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von meinem Podcast EinzigARZTig, dem Podcast für engagierte ÄrztInnen wie dich.
Mein Name ist Dr. Susanne Löffner.
Ich bin Ärztin und Coach und ich unterstütze dich dabei, souverän, gesund und erfolgreich, deinen ganz persönlichen Weg in der Medizin zu gehen.

Ich unterhalte mich heute wieder mit Henner, meinem Partner und auch Business-Partner, der genauso wie ich Arzt und Coach ist. Wir beschäftigen uns mit der Frage, ob es sich heutzutage eigentlich noch lohnt, Arzt oder Ärztin zu werden, also ob man auch heutzutage noch wirklich Spaß und Freude daran haben kann.

Und ich nehme es gleich mal vorweg, wir beide sagen ja, es geht auf jeden Fall.

Allerdings hat das auch was mit uns selbst zu tun.

Also es ist nichts, was einfach so vom Himmel fällt und es ist sicher nichts, was uns einfach nur in die Wiege gelegt wird, sondern wir dürfen dabei auch ein bisschen selbst reflektieren, vielleicht auch uns selbst verändern oder auf uns schauen und manche Dinge ganz aktiv in Angriff nehmen.

Was das ist, hörst du jetzt in dieser Folge.

Ganz viel Spaß dabei.

 

Herzlich willkommen zur neuen Folge bei EinzigARZTig.

Ich bin heute wieder hier mit dem Henner vor dem Mikrofon und wir wollen uns mit der Frage beschäftigen, lohnt es sich eigentlich heute noch, Arzt oder Ärztin zu werden?

Als erstes mal herzlich willkommen, Henner.

Hallo Susanne.

Wie siehst du das denn? Was würdest du denn gleich so ganz spontan vom Herzen heraus sagen?

Lohnt es sich noch, Arzt oder Ärztin zu werden?

Auf jeden Fall.
Also man kriegt ja manchmal die Frage gestellt, würdest du es nochmal tun? Und ja, ohne zu zögern, würde ich sagen, ich würde es nochmal tun.

Ich kann mich da direkt anschließen. Also auch ich weiß bis heute eigentlich keinen wirklich besseren Job. Also ja, ich mache ja inzwischen mehrere Dinge. Also neben der medizinischen Tätigkeit auch noch das Coaching. Und das ist was, was mir unglaublichen Spaß macht.

Und Henner, ich glaube, das gilt für dich auch, denn du bist ja auch als Coach tätig.

Aber trotzdem würde ich wieder Medizin studieren, auf jeden Fall.

Ja, dann sollten wir vielleicht auch ein bisschen begründen, warum wir das heute noch tun würden. Was würdest du denn sagen, was reizt dich daran, Medizin zu machen?

Das ist immer gar nicht so leicht zu beantworten. Es ist der Kontakt mit den Menschen in diesem medizinischen Kontext. Und es ist natürlich auch der Gedanke zu helfen, wobei wir da jetzt trefflich drüber philosophieren könnten, wie oft man als Arzt eigentlich wirklich hilft.

Aber diese Verbindung aus Naturwissenschaft, Geisteswissenschaft, dem Kontakt mit Menschen und der ärztlichen Tätigkeit, das ist das, was ich einfach wunderschön finde und was mir große Freude macht.

Ich bin vor kurzem auch gefragt worden, warum ich eigentlich Medizin studiert habe. Und am Anfang wollte ich sagen, ja, weil ich helfen wollte. Und dann dachte ich, nein, irgendwie ist das so abgetroschen. Und ich weiß auch gar nicht, ob das wirklich so der Punkt ist. Mich hat das schon immer begeistert, schon als Kind. Ich war immer völlig hin und weg, wenn Rettungswagen an mir vorbeigefahren sind. Und ich damals dachte, dass die hinten drin große Operationen machen.
Aber ich glaube, es war so dieses, ja, wie du schon gesagt hast, dass dieses Wissenschaftliche oder dieses, ja, wie ist ein Mensch aufgebaut?
Was kann man einem Menschen machen?
Was kann man tun? Also auch irgendwie so was Sinnstiftendes.

Also es hat so einen Zweck, was man macht, den man wirklich sehen kann und wo jemand direkt was davon hat. Aber ich weiß nicht, ob ich es wirklich ausdrücken kann in seiner Gänze, zumal in der Laufbahn hat sich meine Ansicht auch sehr, sehr verändert.

Also ich bin von dem rein wissenschaftlichen etwas abgerückt. Ich bin inzwischen viel mehr der Meinung, dass es, wie du auch schon gesagt hast, um den Kontakt zu Menschen geht.

Und ich habe auch inzwischen eine andere Sicht zum Thema “heilen”. Denn ich glaube, wir können alle niemanden heilen, sondern wir können nur unterstützen und jemanden in seiner eigenen Heilung bestärken. Oder wie siehst du das?

Vollkommen richtig.
Wenn ich jetzt so auf meine medizinische Karriere zurückblicke, die ja schon auch ein paar Tage alt ist, dann habe ich, glaube ich, in dieser Karriere wirklich die komplette Bandbreite der medizinischen Tätigkeit erfahren dürfen.
Ich habe angefangen in der Anästhesie und Intensivmedizin. Das ist ja ein Bereich, wo andere Fachdisziplinen schreien davonlaufen, weil wir einen bewusstlosen Patient mit Atemstillstand haben, wenn wir eine Narkose eingeleitet haben. Das heißt, wir als Anästhesisten, Anästhesistinnen, übernehmen ja die vollständige Kontrolle von ganz vielen Körperfunktionen.

Und das ist ja auch das, was wir in der Intensivmedizin machen, dass wir ja überbrückend ganz viele, ganz wesentliche Körperfunktionen beeinflussen oder auch zu Teilen von außen übernehmen. Das heißt also, ein ganz massiver technischer Aufwand, um Körperfunktionen zu überbrücken. Genauso auch in der Chirurgie sind ja auch ganz massive Eingriffe in den Körper, um dem Körper wieder die Möglichkeit zu geben, ordnungsgemäß zu funktionieren.

Und mit dem Wechsel in die Schmerzmedizin habe ich ja den Übergang zum fast Gegenpol. Weil das, was ich hauptsächlich mache, ist, mit meinen Patientinnen und Patienten sprechen und erstmal ganz viel Erklärung zu bieten und Verhaltensweisen, Versuche zu ändern und nebenbei natürlich auch mit Medikamenten oder auch mit interventionellen Techniken zu unterstützen.

Und was macht dir daran Spaß? Jetzt am letzteren Punkt. Ja, also überhaupt an der Tätigkeit der Schmerzmedizin, denn da bist du ja immerhin gelandet.

Ja, das ist tatsächlich der Kontakt mit den Patienten in dem Wissen, dass das etwas ist, was in unserem Gesundheitssystem zu kurz kommt, dass ich ganz viel gesundheitlich beeinflussen kann, wenn ich den Patienten ermögliche, seine Erkrankung zu verstehen und selber zu verstehen, wie er seine Erkrankung positiv oder auch negativ beeinflussen kann und den Patienten in die Selbstwirksamkeit zu bringen.

Also das heißt, dass dich die Tätigkeit, also das, was du tagtäglich tust, dir auch wirklich Freude macht, aber ich gehe doch davon aus, dass du auch dafür was zurückkriegst oder dass es auch die Wertschätzung ist, die Dankbarkeit der Patienten, die dir in dem Beruf was gibt, oder?

Ja, es ist die tägliche Arbeit, die mir Freude macht.

Und in der Schmerzmedizin lernen wir ja Demut, weil ich glaube, ein Chirurg oder eine Internistin hat es sehr viel leichter, ein messbares Ergebnis zu erzielen. Also ich kann Antihypertensiva einsetzen und der Blutdruck sinkt. Punkt aus, Basta.

Ich kann eine Radiusfraktur mit einer Plattenosteosynthese versorgen und wenn alles gut funktioniert, ist der Knochen wieder stabil und die Funktion wieder hergestellt.

Ganz so einfach und ganz so dankbar sind die Behandlungserfolge in der Schmerzmedizin nicht. Also da sind wir sehr demütig und trotzdem sehe ich, dass wir in der Schmerzmedizin auch viel bewegen können und dass wir auch dafür Wertschätzung und Dankbarkeit von den Patientinnen und Patienten zurückbekommen.

Und das ist schön.
Also ich glaube, das ist auch etwas, was nach wie vor vorhanden ist. Also wir sind nicht mehr die Halbgötter in weiß wie früher, dass wir schon von vorne rein mit Herr und Frau Doktor angesprochen werden und das uns gleich auf so ein Podest hebt und wir quasi unantastbar sind.

Ich glaube, das ist schon lange vorbei. Aber trotz allem bekommt man immer was zurück.

Das reicht manchmal nicht. Manchmal haben wir die Erwartung oder die Hoffnung, dass es mehr ist, aber es ist nach wie vor da. Und ich glaube, das ist durchaus etwas, was uns wiederum motiviert und uns auch wieder Kraft und Energie gibt.

Auf jeden Fall.

Und zeitgleich haben wir doch immer wieder die Situation, da muss ich immer an diesen Kühlschrankmagneten denken, den eine Kollegin mal von einer Patientin geschenkt bekommen hatte.

Da steht nämlich drauf, “Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück.” Und auch das müssen wir in der Medizin akzeptieren, dass die Patientinnen und der Patienten, die hierhin sind, die entscheiden, ob sie etwas mitnehmen, ob sie etwas tun oder nicht.

Und das habe ich erst neulich in meiner Abteilung meinen Patientinnen und Patienten wieder gesagt.
Was wir hier machen, ist, dass wir ihnen ein Buffet zur Verfügung stellen an ganz vielen verschiedenen Maßnahmen, aber sie entscheiden selber, was sie davon in ihren Alltag mitnehmen und was sie sein lassen.

Und da kommen wir nämlich auch, da haben wir auch schon viel drüber philosophiert, wieder zu dem

Thema Verantwortung.

Welche Verantwortung trage ich als Ärztin oder Arzt und welche Verantwortung für den Genesungsprozess trägt die Patientin oder der Patient?

Da sind wir ja wieder bei dem großen Unterschied zwischen Anästhesie und Schmerzmedizin oder ich glaube, das geht auch weit über die Schmerzmedizin hinaus, dass es sicher auch die allgemeinmedizinische Tätigkeit, die internistische oder was auch sonst, dass wir da sehr wohl unterscheiden dürfen, wann wir welche Verantwortung tragen und tragen müssen.

Denn ich glaube, dass das mitunter ein Problem von vielen Kolleginnen und Kollegen ist, dass sie viel zu viel Verantwortung übernehmen.

Dass sie glauben, wenn der Patient nicht gut wird, wenn er nicht heilt in dem Maße, dass wir uns erhofft haben, oder wenn er nicht so gesund wird, wie wir es uns erhofft haben, wie es sich der Patient erhofft hat, dann ziehen wir uns ganz schnell den Schuh an und denken, wir haben etwas falsch gemacht, wir haben einen Fehler gemacht.

Und ich glaube, da dürfen wir viel mehr reflektieren, ob das wirklich was mit uns zu tun hat oder ob es nicht die Entscheidung des Patienten war, es anders zu machen, als wir es vielleicht empfohlen haben oder dass wir in unserem besten Wissen und Gewissen gehandelt haben, aber es trotzdem für den Patienten nicht das Richtige war.

Und ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, um wirklich Spaß bei der Arbeit zu haben, indem wir es schaffen, wirklich nur die Verantwortung zu tragen, die wir tragen müssen und auch die wir tragen können.

Ja, und würden wir jetzt einem jungen Menschen empfehlen, Medizin zu studieren?

Ja, also ich denke schon.

Ich glaube allerdings, dass es trotzdem auch so ein paar Gesichtspunkte braucht oder auch so ein bisschen Selbstreflektion.

Ich glaube nicht, dass es für jeden Menschen geeignet ist und ich glaube auch, dass durchaus auch eine gewisse Persönlichkeit oder aber auch eine gewisse Persönlichkeitsveränderung hilfreich ist.

Also wenn ich jetzt zum Beispiel daran denke, dass so wie ich jetzt über viele Jahre, genau wie du Kolleginnen und Kollegen erlebt haben, es sind doch sehr, sehr viele, die sehr auf Harmonie, auf helfen, auf sich aufopfern oder für den anderen immer da sein, die sehr, sehr viel in der Richtung tun. Und ich glaube, das kann auch zum Verhängnis werden.

Also wir brauchen in der Medizin auch Grenzen, also auch unsere eigenen Grenzen. Und wir brauchen auch die Fähigkeit, mal Nein zu sagen. Und wir brauchen ein gewisses Selbstbewusstsein und vor allem auch ein Vertrauen in uns selbst, bevor wir das von anderen erwarten.

Das ist auf jeden Fall richtig.

Und ich glaube, wenn sich jemand dafür interessiert, den Beruf der Ärztin oder des Arztes zu erlernen, Medizin zu studieren, dann muss sie oder er sich schon darüber klar sein, dass es ein harter Job ist.

Und das ist das, was wir beide, wir sind jetzt ja schon ein bisschen älter, schon auch noch erlebt haben, dass die Arbeitsbedingungen doch teilweise sehr anstrengend, sehr hart sind und dass dieser Beruf ja auch sehr intensiv ist bei all dem, mit dem man da in Kontakt kommt. Und darüber muss man sich glaube ich im Vorfeld schon klar sein, auch wenn sich die Arbeitsbedingungen schon sehr ins Positive verändert haben.
Aber es ist eine Tätigkeit, die über sieben Tage die Woche 24 Stunden angeboten werden muss, das heißt die Notwendigkeit zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten an allen Wochentagen zu arbeiten, im Schichtdienst zu arbeiten, davon muss man ausgehen, dass das auf einen zukommt.

Und auch wie in jedem Beruf am Anfang lernt man hauptsächlich durch Erfahrung und Erfahrung bekommt man durch Arbeitszeit und das heißt das erste Jahr als Weiterbildungs- oder Ausbildungsassistentin oder Assistent zu arbeiten und zu glauben, dass man mit 40 Prozent Stellenumfang da dann eine entsprechende Erfahrung bekommt.Das funktioniert so deutlich schwieriger.

Ja, du hast gerade ein paar Punkte genannt.

Die Erfahrung spielt natürlich eine ganz, ganz große Rolle, wobei ich hier auch davor warnen möchte, gleich zu glauben oder zu hoffen, dass man gleich in allem souverän und fit ist.

Es braucht einfach seine Zeit und hier darf jeder oder jede auch mit gewissem Selbstmitgefühl rangehen und einfach auch sagen, ja, das kann ich einfach noch nicht und das weiß ich noch nicht und hier brauche ich noch Unterstützung oder Hilfe oder hier muss ich es einfach noch häufiger machen, bevor ich mir da sicher bin.

Also es muss nicht immer dieses maximale Erfolgsstreben, ich muss sofort zu dem besten gehören, sein.

Und das andere, du hast gesagt, der Job ist ja schon sehr anspruchsvoll, du hast einerseits die Arbeitszeiten genannt, aber was wir ja auch nicht verschweigen dürfen, es ist ja auch ein Job, der uns mit sehr vielen Emotionen konfrontiert.

Also jetzt sei es im Extremfall die Intensivmedizin, wo wir ja doch mit dem Tod sehr in Berührung kommen, wo wir aber auch mit ganz vielen Ängsten, Unsicherheiten, dadurch ausgelöst dann auch vielleicht irgendwelche familiäre Schwierigkeiten oder ja, irgendwelche bisher unausgesprochenen Themen aufs Tablo kommen. Und ich denke, auch das dürfen wir Schritt für Schritt lernen, mit Emotionen umzugehen, sei es mit denen von Fremden, aber auch mit unseren eigenen. Denn es kann sehr, sehr belastend sein, wenn wir alles einfach übernehmen, jedes Gefühl mitleiden, wenn wir uns da mit allem identifizieren.

Und wir brauchen doch hier eine ganz gehörige Portion Selbstschutz.

Genau, und denen gilt es von Anfang an zu pflegen, weil oftmals sagt man ja, dieser Beruf ist eine Berufung.

Ja, das klingt auch wieder sehr pathetisch. Und ich glaube, diesen Job macht man am besten, wenn man sich in irgendeiner Form dazu berufen fühlt. Oder, um jetzt da jegliche Wertung rauszunehmen, manchmal kommt das ja auch erst mit der Arbeit.

Ich kenne Kolleginnen und Kollegen, die haben Medizin studiert, weil das so vorgesehen war. Und haben aber dann trotzdem im Verlauf des Studiums und mit der ärztlichen Arbeit den Spaß und auch diese Berufsfunk darin irgendwie gefunden.

Nichtsdestotrotz, es ist nur ein Job und es gibt in unserem Leben noch viele andere wichtige Dinge außerhalb unseres Berufes.

Und ja, dieser Job kostet viel Zeit und trotzdem müssen wir uns genauso auch darauf konzentrieren, darauf fokussieren, dass wir die Zeit außerhalb unseres Arbeitsplatzes genauso gut haben, gut gestalten, wertvoll gestalten, um daraus eben wieder diesen Gegenpol oder auch ein bisschen die Resilienz und die Ressourcen für die Arbeit zu ziehen.

Ja, Ressourcen ist ein ganz wichtiges Stichwort. Ressourcen bedeutet ja, dass wir wieder Energie schöpfen, wieder Kraft schöpfen und einerseits ist es natürlich optimal, wenn wir einen Job machen, in dem wir nicht nur Energie verlieren, sondern auch Energie ziehen.

Das hatte ich ja vorhin schon erwähnt, zum Beispiel mit der Wertschätzung und Dankbarkeit, die uns entgegenkommt und die wirklich ein Antrieb ist. Andererseits braucht unser Körper aber auch ganz schlicht und ergreifend Pausen. Er braucht gute Ernährung, er braucht guten Schlaf, er braucht soziale Kontakte.

Das sind alles Punkte, die wir teilweise bei der Arbeit gewinnen können, aber um die wir uns auch wirklich bewusst kümmern dürfen. Und wenn wir anfangen, nur noch im Job zu verharren, keine Pausen mehr machen, nicht mehr richtig essen, die Patienten mit nach Hause nehmen, deshalb schlecht schlafen, dann haben wir irgendwann ein Problem.

Und ich glaube, der wichtige Punkt ist, das von Anfang an zu beobachten und von Anfang an dort zu gucken, wie wird ein guter Ausgleich geschaffen?
Wird es mir zu viel?
Muss ich vielleicht an irgendeiner Stellschraube drehen?
Oder ist es wirklich ein gesundes Maß, mit dem wir arbeiten?

Und hier fange ich tatsächlich mit einem Bibelzitat an.

Es heißt, liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Und hier kommt ganz eindeutig zur Sprache, dass wir uns auch selbst lieben dürfen. Es geht nicht darum, uns für andere aufzuopfern, sondern es geht darum, selbst Kraft zu schöpfen, selbst Fürsorge zu betreiben und selbst zu mögen und selbst zu achten und selbst zu vertrauen.

Und dann können wir genau mit dieser Energie auch ganz viel wiedergeben. Und ich glaube, das ist mit ein ganz wichtiger Punkt, um auch heutzutage auch mit den hohen äußeren Anforderungen, mit den Ansprüchen der Patienten, mit allem, was so auf uns einprasselt.

Ich meine, es gibt inzwischen so viele andere Dinge noch zu tun, sei es die Bürokratie oder das Ganze, was da von außen einfach auf uns eindrückt, dass wir trotzdem Freude behalten, indem wir auch auf uns achten.

Das ist wirklich ganz wesentlich.

Und wenn ich zurückdenke an mein Studium, ich war vielleicht auch nicht immer da, aber der Bereich Prävention hat einen minimalen Stellenwert gehabt. Und das ist ja etwas, was wir wissen, dass gerade in Deutschland die Präventionsmedizin so ein bisschen stiefmütterlich behandelt wird. Das kommt im Bereich der Arbeitsmedizin, der Betriebsmedizin manchmal so ein bisschen zum Tragen in der Sozialmedizin, Rehabilitativen Medizin.

Aber ansonsten sind andere Länder da deutlich fortschrittlicher.

Und wenn wir auf der anderen Seite schauen, ich sehe inzwischen so viele Überschneidungen in der Schmerzmedizin, in der Stressmedizin, in der Psychiatrie und psychosomatischen Medizin, in der Kardiologie, egal wo man guckt, die Bereiche Resilienz, Resilienzförderung und Ressourcen haben einen sehr großen Stellenwert.

Es geht um Bewegung, es geht um Achtsamkeit, es geht um Entspannung.

Und das sind alles Sachen, die man auch lernen muss. Und ich weiß, dass das Gott sei Dank inzwischen im Medizinstudium zumindest einen gewissen Stellenwert erhalten hat.

Aber auch da gilt das Gleiche für uns wie für unsere Patientinnen und Patienten. Es geht um die Selbstwirksamkeit und es geht um die Selbstverantwortung.

Viele Arbeitgeber haben tolle Programme innerhalb der betrieblichen Gesundheitsfürsorge. Aber hingehen muss jeder selbst. Wahrnehmen muss dieser Angebote jeder selbst. Und das ist auch etwas, wo wir, glaube ich, ein bisschen aktiver werden dürfen.

Also um es vielleicht nochmal auf den Punkt zu bringen, ja es macht nach wie vor Spaß, Arzt oder Ärztin zu sein.
Ja es lohnt sich nach wie vor diesen Job zu ergreifen, trotz der erschwerten Bedingungen von außen.
Aber wir tragen auch eine gewisse Verantwortung selbst, indem wir wirklich gucken, wo wir unsere Grenzen setzen, wo wir vielleicht zu wenig Pausen machen, wo wir zu sehr emotional involviert sind, wo wir einfach uns selbst vergessen in diesem Job.

Und ich meine damit nicht, dass man wegen jedem kleinen Wehwehchen jetzt daheimbleiben soll oder dass man wirklich sich nur noch um sich selbst drehen soll, aber dass man so ein gesundes Maß zwischen Fürsorge und Selbstfürsorge findet und dass man einfach so optimistisch mit Freude an das Thema rangeht, sich vielleicht auch die Nische sucht, die wirklich zu einem passt.

Und die muss man nicht immer gleich am ersten Tag gefunden haben, sondern dass man sich so weiterentwickelt, auch persönlich weiterentwickelt, um eben wirklich der Arzt, die Ärztin zu werden, die man immer sein wollte.

Habe ich da was vergessen?

Okay, dann wünschen wir euch ganz ganz viel Erfolg auf der Suche nach eurem ganz persönlichen Arzt sein oder Ärztin sein.

Macht’s gut, bis zum nächsten Mal.

Das war die heutige Folge.

Und es ist schön, dass du bis zum Schluss dabei geblieben bist.

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Alles Liebe, deine Susanne.

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