EinzigARZTig

#86 Henner spricht über Wertschätzung

22. Mrz 2024

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Wir alle wünschen uns wertgeschätzt zu werden.
Wir alle glauben, andere wertzuschätzen.
Wir fühlen uns häufig zu wenig wertgeschätzt.
Irgendwie seltsam, oder?
Ich habe heute meinen Platz am Mikrofon geräumt und dem Henner überlassen.
Er spricht über das Thema “Wertschätzung”
Nimm es nicht auf die leichte Schulter, schon gar nicht als Führungskraft, Ärztin oder Arzt.
Wertschätzung ist nicht der jährlich lieblos hingestellte Obstkorb. Wertschätzung bedeutet, den Menschen mit seinen Werten, seine Person wahrzunehmen, zu erkennen und zu schätzen.

Viel Spass bei dieser Folge.
Möchtest du Kontakt zu Henner aufnehmen, schreibe gerne an office@coaching-your-dream.de

Transkription

Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von meinem Podcast EinzigARZTig, dem Podcast für engagierte ÄrztInnen wie dich.

Mein Name ist Dr. Susanne Löffner. Ich bin Ärztin und Coach und ich unterstütze dich dabei, souverän, gesund und erfolgreich, deinen ganz persönlichen Weg in der Medizin zu gehen.

Heute gibt es eine kleine Änderung bei EinzigARZTig.

Am Mikrofon wirst du gleich eine etwas ruhigere und tiefere Stimme hören als sonst.Denn auf meinem Platz sitzt der Henner.
Und er wird etwas über Wertschätzung in der Führung erzählen.

Und nein, das ist nicht nur interessant, wenn du Führungskraft bist oder werden möchtest, sondern es lohnt sich auf jeden Fall zuzuhören, als Arzt, als Ärztin oder ganz allgemein als jeder andere.

Denn Wertschätzung brauchen wir doch alle.
Und Wertschätzung geben können wir alle.
Nur leider tun wir es nicht, so häufig wie es vielleicht notwendig wäre.

Der Henner erklärt, warum es so wichtig ist und wie du es vielleicht tun kannst.
Viel Spaß dabei!

 

Hallo zusammen und herzlich willkommen bei EinzigARZTig.

Wie ihr wahrscheinlich gerade schon festgestellt habt, bin ich nicht die Susanne. Nein, ich bin Henner Sturzenhecker. Ich bin nicht nur der Partner von Susanne, sondern ich bin auch Arzt und Mentalcoach.

Ich habe mich heute im Endeffekt mal selber in Susannes Podcast eingeladen, weil ich mit euch ein paar Gedanken über das Thema Wertschätzung teilen möchte. Inspiriert dazu wurde ich durch einen Podcast, den ich gehört habe, mit der wunderbaren Hannah Panidis, zum Thema Respekt und Kommunikation.

Dabei hat sie gesagt, dass beim Thema Respekt es doch eigentlich immer so ist, wenn man so ein bisschen rumfragt, jeder ist der Meinung, dass Respekt etwas unglaublich wichtiges ist.
Und die allermeisten sind auch der Meinung, dass sie selber respektvoll mit anderen umgehen.
Und ganz ganz viele sind auch der Meinung, dass sie nicht ausreichend respektiert werden oder dass sie sich nicht ausreichend respektiert fühlen.

Und das soll jetzt aber gar nicht unser Thema sein, aber die gleiche Situation haben wir doch eigentlich auch mit dem Thema Wertschätzung.

Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Wertschätzung am Arbeitsplatz, im sozialen Umfeld, in der Familie etwas ganz Wichtiges ist.

Und meistens glauben wir doch auch, dass wir wertschätzend mit anderen umgehen.
Und gleichzeitig finden wir, glaube ich, ohne lange nachzudenken, ganz viele Beispiele dafür, wann wir uns nicht ausreichend wertgeschätzt gefühlt haben.

Woher kommt das?

Weil eigentlich, wenn wir alle glauben, wir sind wertschätzend zu unseren Mitmenschen, warum sind dann doch so viele da, die sagen, ich fühle mich nicht ausreichend gewertschätzt?

Das hängt natürlich erst mal mit unserem Wertesystem zusammen.
Mit unseren eigenen Werten, aber auch mit unseren Erfahrungen, mit unseren Glaubenssätzen und so ein bisschen mit unserer Persönlichkeit, wie viel Wertschätzung wir eigentlich brauchen oder gerne hätten.

Und deswegen ist es auch nicht so ganz einfach, wertschätzend mit seinen Kollegen, Kolleginnen, mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umzugehen.
Weil jeder braucht ja ein bisschen was anderes.

Also wie mache ich das als Führungskraft, dass ich mir Mühe gebe oder versuche, eine gute Wertschätzung zu geben?

Da gibt es ganz, ganz viele Ansätze. Da gibt es Kochrezepte dafür. Das ist so mein Lieblings-Läster-Beispiel. Das habe ich neulich auf Social Media gesehen. Man kann sich als Führungskraft eine Wertschätzungbox kaufen. Da kriegt man dann eine formschöne Pappkiste mit verschiedenen Fächern und Schubladen, wo für alle möglichen Gelegenheiten Schokoladentäfelchen oder Postkarten oder irgendetwas anderes drin ist.

Wenn ich dann das Gefühl habe, ah, Mitarbeiter, sowieso braucht jetzt mal etwas Wertschätzung, dann gehe ich an meine Wertschätzungsbox und zauber da irgendetwas Tolles raus.

Glaubt ihr, dass das funktioniert?
Glaubt ihr, dass das die Wertschätzung ist, die die andere oder der andere gerne haben möchte?
Ich bin da so ein bisschen skeptisch.

Ich glaube, wir alle haben es schon erlebt, dass manche Wertschätzungen gar nicht so ankommen, wie sie vielleicht eigentlich gedacht waren. Weil es ist zu viel oder zu wenig. Es ist unpassend. Es ist zu billig oder zu teuer. Oder es bringt so ein bisschen das Geschmäckle mit.

“Aha, jetzt kriege ich wieder mal ein paar Glasperlen.” Oder “jetzt kriege ich ein Leckerli.”

Oder wie unser Trainer sagen würde, “kriegst nen Schnuller”. Und dann ist es wieder gut.

Also es ist komplex und auch da, ich bin ja ein ganz großer Verfechter des Pareto-Prinzips, auch da kommen wir glaube ich zu dem Punkt, mit unserer Wertschätzung werden wir es nicht schaffen, immer alle zu erreichen. Weil, wie schon gesagt, das ist ja was ganz Individuelles und bei manchen funktioniert es auch nicht so, wie wir das gerne hätten.

Wie können wir es denn gut machen?

Wie können wir denn Wertschätzung zeigen, die dann auch zumindest bei den meisten als ehrliche Wertschätzung ankommt?

Ein Beispiel, ein guter Freund von mir, war Assistenzarzt im ersten Jahr, hat seine Doktorarbeit abgeschlossen und hat dafür von seinem Chef einen Mont blant-Füller bekommen.

Einfach so.

Das fand ich eine gute Form der Wertschätzung. Wobei es gar nichts so Teures sein muss, aber es war wertschätzend.

Und genauso kann ich aber auch mit einer Kleinigkeit zum richtigen Zeitpunkt, mit einer Tafel Schokolade, einem Schokoriegel, einer Banane oder was auch immer, genauso viel Wertschätzung ausdrücken.

Wie kann man das jetzt gut machen? Also was kann man tun, um diese Wertschätzung richtig rüber zu bringen?

Ich glaube, das Wichtigste ist erst mal, dass man authentisch dabei ist.

Und das zweitwichtigste ist, dass es nicht augenscheinlich ein ” um zu” gibt.

Das heißt, ich wertschätze dich jetzt, damit du wieder brav arbeitest oder damit du aufhörst, rumzuzicken. Weil dieses “um zu”, das fällt immer auf und fällt einem extrem schnell auf die Füße.

Wie kann man das jetzt hinkriegen?

Das ist eigentlich ganz einfach.

Das ist doch das, was wir uns alle auch von unseren Führungskräften wünschen, dass sie uns sehen, dass sie uns wahrnehmen.

Und dass eine Vorgesetzte, ein Vorgesetzter, einfach so ein bisschen seine Mitarbeiter kennt und auch weiß so ein bisschen, wer braucht mal was, wer braucht wann etwas.
Und wenn man seine Mitarbeiter kennt, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, dass sie gesehen werden, dass sie wahrgenommen werden, dann kommt auch die Wertschätzung richtig an.

Und Wertschätzung muss ja nicht ein Geschenk sein.
Wertschätzung muss nichts Materielles sein.
Wertschätzung heißt ja auch, Zeit zu schenken.
Wertschätzung heißt zuzuhören, ein offenes Ohr zu haben.
Wertschätzung heißt zu wissen, was gerade in den einzelnen Abteilungen abgeht und wo die Probleme sind.
Wertschätzung heißt auch zu sehen, welche Mitarbeiterinnen, welcher Mitarbeiter arbeitet wieviel.

Ein Freund von mir hat mir erzählt, er ist leitender Oberarzt in einer größeren anesthesiologischen Klinik.

Er hat mir erzählt, wenn ich OP-Aufsicht habe, dann gibt es ja im Endeffekt zwei Möglichkeiten.

Entweder ich verstecke mich irgendwo in einem Büro, im OP, wo ich zwar präsent bin, wo ich jederzeit überall sein kann, wenn mich jemand ruft.
Aber ich nutze die Zeit und kann endlich mal meine ganzen E-Mails abarbeiten. Und ich kann ganz viel telefonieren. Und kann so produktiv sein und solche Tage brauche ich auch.

Man kann aber auch sagen, und das macht eher so, dass man sagt, ok, ich nutze die Zeit und rede mal mit meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Das heißt, ich gehe mal durch und höre einfach ein bisschen zu. Ich mache ein bisschen Smalltalk und die eine erzählt dann was von zu Hause, der andere erzählt, was gerade in der Abteilung so geht. Und da kriege ich natürlich unglaublich viel mit.

Und das ist auch Wertschätzung.

Das ist glaube ich sogar die reinste Form der Wertschätzung.

Also Wertschätzung braucht Authentizität.

Wenn ich authentisch Wert schätze, dann passiert es mir hoffentlich selten, dass irgendjemand dann glaubt, aha, das ist ein Um zu. Das heißt, ich kriege jetzt irgendwie, ein offenes Ohr, weil ich ja letzte Woche gesagt habe, mir hört keiner zu. Dann ist schon wieder blöd.

Also Authentizität hilft uns dabei.

Und eben, dass es auch aus dem Herz kommt.

Dass wir, wenn wir Wert schätzen, dies auch aus dem Herzen tun.

Weil dann kommen wir gar nicht in dieses Problem, dass es unpassend erscheint. Das muss kein teures Abendessen an der Weihnachtsfeier sein. Das muss kein Frühstück sein. Das muss auch nicht der berühmte und viel zitierte Obstkorb sein.

Sondern ein offenes Ohr an der richtigen Stelle wirkt manchmal viel, viel mehr und viel, viel stärker.

Deswegen probier das doch einfach nächste Woche mal aus. Ein offenes Ohr, ein bisschen zuhören, ein bisschen aktiv zuhören, die richtigen Fragen stellen und einfach mal Zeit verschenken.

Jetzt wird dir sagen, ja, ich hab aber keine Zeit. Die Zeit ist aber gut investiert.

Auf einem Führungskräftetraining kam die Aussage, ich hab doch gar keine Zeit, um zu führen. Das schaff ich doch alles gar nicht. Da hab ich mir erst mal so überlegt, aha, gut, was macht denn der Kollege? Schreibt er sich in den Kalender, Donnerstag, 15 Uhr, Frau Müller führen?

Ja, Führung braucht Zeit.

Führung braucht nicht unbedingt Termine, weil ja, wir müssen Mitarbeitergespräche führen, aber das Mitarbeitergespräch, Mitarbeiterinnen-Gespräch ist nicht das Führungsinstrument, was wir ständig brauchen.

Kann man überhaupt nicht führen, das ist doch genauso wie, man kann überhaupt nicht kommunizieren. In jedem kurzen Gespräch an der Kaffeemaschine, in jeder Besprechung führen wir doch.

Und manchmal braucht das gar nicht so viel Zeit. Das sind 5 Minuten, das sind 10 Minuten, da braucht es keinen Termin dafür.

Aber einfach zu signalisieren, ja, ich nehme mir die Zeit für dich.

Ich höre dir zu.

Ich mache nicht ständig meine Tür zu und sorge dafür, dass man immer erst mal vom Sekretariat irgendwie vertröstet oder abgewiesen wird. Sondern wenn jemand zu mir kommt und es geht gerade, dann nehme ich mir doch die Zeit.

Dann höre ich zu. Das ist auch Mitarbeiterführung.

Und das braucht unterm Strich gar nicht so viel Zeit.

Und ja, wenn ich Führungskraft bin, dann ist die Mitarbeiterführung ja ein fester Bestandteil meiner Tätigkeit. Und die Zeit muss ich einfach auch dafür einrechnen und auch dafür verwenden. Und das muss in meiner Stellenbeschreibung natürlich irgendwo auch drin vorkommen.

Also, nutzt die Gelegenheit, verschenkt die Zeit und probiert es nächste Woche doch einfach mal aus.

Habt eine gute Zeit, bis dann, ciao!

Das war die heutige Folge.

Und es ist schön, dass du bis zum Schluss dabei geblieben bist.

Gefällt dir EinzigARZTIG?

Dann würde ich mich freuen, wenn du den Podcast weiter empfiehlst und oder mir eine 5-Sterne-Bewertung da lässt, damit noch mehr Ärzte und Ärztinnen von meinen Impulsen erreicht werden.

Suchst du ganz konkrete Unterstützung für deinen weiteren Weg als zufriedene Ärztin und möglicherweise als ärztliche Führungskraft?

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Sei glücklich, erfolgreich, entspannt, leistungsfähig und führungsstark als ÄrztIn oder Arzt.

Alles Liebe, deine Susanne.

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