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#95 Nein!
Ein Wort mit 4 Buchstaben, ein ganzer Satz und doch manchmal so schwer auszusprechen. Warum ist das so? Was steckt dahinter? Und ist das überhaupt ein Problem? Um es vorwegzunehmen: Ja, das ist es irgendwann. In dieser Folge erfährst du viel über dich, deine Jas und Neins und wie du sie gesünder einsetzen kannst.
Viel Spass dabei!
Transkription
Herzlich willkommen bei EinzigARZTig, dem Podcast nicht nur für Ärztinnen und Ärzte, die selbstbewusst klar und unbeschwert Beruf, Familie und Freizeit genießen und sich selbst und andere souverän führen möchten.
Wir sind Dr. Susanne Löffner und Dr. Henner Sturzenhecker, zwei erfahrene Ärzte und Coaches und wir unterstützen dich auf deinem ganz persönlichen Berufs- und Lebensweg.
Worum geht es bei EinzigARZTig? Es geht um Medizin, MedizinerInnen und Menschen.
Nein!
Ganz einfach Nein!
Habt ihr sicher schon gehört?
Nein ist ein vollständiger Satz.
Und doch fällt es uns oft so schwer, diese vier Buchstaben zu sagen.
Und vor allem nur diese vier Buchstaben. Meist kommt dann noch so ein riesen Sermon an Rechtfertigung hintendran, wenn wir es schon mal hinkriegen.
Tja, aber warum ist das so schwierig?
Was hat das für Folgen, wenn wir es einfach nicht gebacken kriegen, auch mal Nein zu sagen?
Und wie können wir es lernen?
Darüber reden wir heute.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß bei dieser Folge.
Einen wunderschönen guten Tag, ihr lieben Hörerinnen und Hörer, ihr da draußen, ihr Fans, ihr treuen Seelen.
Heute spricht hier Susanne und zwar Susanne spricht alleine. Heute habe ich keinen Henner dabei, denn er hat Nein gesagt.
Auf Badisch würde es heißen, “er hätt nei gsait”
Stimmt aber eigentlich gar nicht. Eigentlich habe ich Nein gesagt, denn der Henner ist auch so jemand, der sich echt schwer tut, Nein zu sagen und etwas nicht zu machen, selbst wenn er eigentlich schon ganz, ganz viel anderes am Hut hat. Er ist nämlich ein ziemlich lieber Kerl. Und deswegen muss ich tatsächlich zu ihm sagen, du, ich mache diese Podcast-Folge alleine und du erledigst die Dinge, die gerade so wichtig unter den Nägeln brennen.
Und so haben wir es auch gemacht. Also er hat sich zumindest überzeugen lassen.
Ja, wie sieht es bei dir aus?
Bei euch da draußen?
Könnt ihr Nein sagen?
Kriegt ihr es hin, euch mal durchzusetzen oder vielmehr eure eigenen Grenzen zu artikulieren und dann ein Nein zu sagen, wenn ihr Nein denkt oder fühlt? Oder kommt da doch häufiger das Ja, na gut, wenn es sein muss?
Nun, ich bin ganz ehrlich, ich war auch so jemand. Ich habe so oft Ja gesagt, obwohl ich eigentlich Nein gemeint hab. Also ich habe Abos an Haustüren und Telefonen abgeschlossen, die ich nie haben wollte. Ich habe mich im Klamottengeschäft überzeugen lassen von irgendwelchen Klamotten, die furchtbar an mir aussahen, dass die ja so super sind und dass ich die unbedingt kaufen muss. Und hab sie dann gekauft.
Ich hab sogar mal an der Uni, ich weiß gar nicht mehr, wie das war. Ich habe einen Brillengutschein gewonnen. Das Problem war nur, damals habe ich gar keine Brille getragen. Das hat ein Kommilitone, mit dem ich sonst eigentlich gar nichts am Hut hatte oder nichts zu tun hatte, der hat das mitgekriegt.
Und der hat dann gesagt, hey, ich brauche aber eine neue Brille. Und dann könnten wir doch da gemeinsam hingehen. Und dann tue ich so, als ob ich dein Freund wär. Und dann kaufst du mir eine Brille.
Ich hatte so gar keinen Bock, mit dem jetzt da in die Stadt zu gehen, da zum Optiker, das Ganze auszumessen und dann auch noch zu erzählen, dass er mein Freund wär.
Aber was hat er mich gemacht? Ich hab ihm eine Brille geschenkt. Und der Witz war noch, dass er am Schluss, er musste dann irgendwie unterschreiben, wer den Gutschein denn eigentlich gewonnen hat.
Und dann wusste er nicht mal meinen Namen. Also es war noch eine ziemlich peinliche Situation.
Aber nein, ich konnte nicht Nein sagen.
Und genau mit dem Thema möchte ich mich jetzt heute ein bisschen mit euch beschäftigen. Denn ich könnte mir vorstellen, dass die ein oder andere da draußen auch das Problem hat.
Ja, wo liegt eigentlich das Problem?
Also wenn wir mal so ein bisschen rumgucken, dann sind uns doch eigentlich die Menschen, die zum Beispiel gerne Dienste übernehmen oder einspringen, wenn jemand krank ist. Oder die einem beim Umzug helfen, die die die Torten fürs Kindergartenfest backen. Das sind uns doch eigentlich die Liebsten.
Also die sind doch super, die mag man doch. Und warum sollte dann das Nein sagen ein Problem sein? Also das nicht Nein sagen? Ist doch toll, wenn immer alle sagen, ja ich mach, ich bin dabei.
Ich denke, ihr würdet wahrscheinlich den Podcast gar nicht hören, wenn ihr jetzt so super entspannt gechillt in eurem Job so einen faulen Lenz hättet und alles ist irgendwie mega super, dann würdet ihr euch vielleicht andere Podcasts anhören.
Wie werde ich innerhalb von vier Wochen Millionär oder irgendwie sowas?Oder wo sind die schönsten Strandurlaube?
Ich glaube, ihr hört den Podcast, weil ihr vielleicht doch so das ein oder andere Thema habt, nämlich, dass ihr erschöpft seid, gestresst seid, dass euch der Job nicht mehr so viel Spaß macht, dass ihr auf dem Zahnfleisch geht, dass ihr vielleicht Stress-Symptome habt, Stressfolgesymptome, dass es euch insgesamt nicht gut geht, dass ihr total am Anschlag seid und so weiter und so fort.
Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Grund ist, warum ihr jetzt gerade hier mir zuhört. Und das ist halt leider eine der Folgen vom Nicht-Nein-Sagen-Können.
Und ich arbeite ja jetzt seit fünf Monaten in einer allgemeinmedizinischen Praxis und ich hätte es nie gedacht. Also ich bin sicher ein großer Fan vom Thema Stressmedizin, von dem Thema, wie entsteht Stress, was kann ich gegen Stress tun? Aber ich hätte nie erwartet, dass so viele Patienten zu mir in die Praxis kommen und sich letztendlich irgendetwas rauskristallisiert, was stressbedingt, stressverstärkt, auf jeden Fall mit Stress mit beeinflusst ist.
Also es sind unglaublich viele Patienten.
Und wenn ich mit denen dann so ein bisschen rede und versuche, rauszufinden, was sie so für ein Typ sind, was sie so machen, wie sie ticken, dann sind das doch so häufig Menschen, die sich in den Hintergrund stellen, dafür andere in den Vordergrund. Erst kommen, immer die anderen.
Und sie können alle nicht Nein! sagen. Und daran sieht man ja schon ein bisschen, warum es doch tatsächlich Sinn macht, sich mit diesem Thema zu befassen. Und vielleicht nicht erst, wenn der Burnout voll da ist oder wenn man in der psychosomatischen Klinik steckt, sondern vielleicht genau jetzt.
Also, reden wir darüber.
Woher kommt das eigentlich mit diesem Nicht-Nein-Sagen-Können?
Es ist vielleicht ein bisschen abgedroschen, aber es hat was mit unserer Kindheit zu tun, mit unseren Prägungen. So, wie wir aufgewachsen sind.
Und nein, da muss kein schweres, traumatisches Erlebnis sein, sondern unsere Eltern, unsere Erzieher, unsere Bezugspersonen, die meinen es meistens oder haben es meistens wirklich gut gemeint. Das heißt allerdings nicht, dass es immer wirklich gut war. Und vielleicht haben sie uns doch an der einen oder anderen Stelle vermittelt, dass wir halt ein bisschen besser angesehen sind oder ein bisschen mehr geliebt werden, wenn wir irgendwas ganz toll machen. Wenn wir hilfsbereit sind, wenn wir nicht Nein! sagen.
Und so etwas, ja, das hinterlässt Spuren. Also Prägung hinterlässt Spuren, selbst im hohen Erwachsenenalter.
Irgendwelche Dinge, die wir uns einfach angeeignet haben, angewöhnt haben, wo wir gemerkt haben, wir kriegen einfach ein besseres Gefühl, wenn wir es so und so machen, dann machen wir in Zukunft das auch häufiger so und so. Und wenn wir gelernt haben, dass wir vielleicht Ärger kriegen oder irgendwie abgelehnt werden oder nicht ganz so toll gefunden werden, wenn wir irgendetwas anderes machen, dann lassen wir das wahrscheinlich in Zukunft.
Und so sind viele von uns einfach geprägt, dass Liebe von unserer Performance abhängt.
Aber das ist nicht so. Also wenn dich jemand wirklich liebt, egal ob Partner, Partnerin, Kinder, Freunde und so weiter, dann lieben sie dich nicht, weil du immer nur alles für sie tust. Sondern dann würden sie ja lediglich dein Verhalten lieben, aber nicht dich als Person.
Sondern es wird jemand geliebt, der liebenswert ist, der einfach ein offenes Herz hat, der vielleicht auch einfach mal zuhört, aber auch jemand, der durch uns mal sagt, hey, ich kann grad nicht.
Und das ist übrigens schon mal ein erster wichtiger Punkt. Wenn du jetzt vielleicht dir denkst, okay, ich könnte vielleicht schon das ein oder andere mal häufiger Nein! sagen und du möchtest jetzt damit beginnen, dann gebe ich dir den ultimativen Tipp.
Begründe dein Nein nicht!
Also sag nicht, nein, ich kann zu deinem Geburtstag nicht kommen, weil ich ja noch die Wohnung putzen muss und für meine Mutter drei Kuchen backen oder sonst irgendwas.
Sondern sag einfach: Nein, ich kann nicht.
Und das ist deshalb so wichtig, weil wenn du ein Nein mit einer Begründung bringst, dann wird dein Nein oft gar nicht gehört, sondern nur deine Begründung.
Und die wird dann diskutiert.
Dann wird dir erzählt, dass du doch dein Haus auch drei Tage später putzen kannst oder dass die Mutter doch gar keine Kuchen braucht oder dass man die doch genauso gut beim Konditor kaufen kann usw.
Also in dem Moment, wo du mit einer Begründung kommst, in dem Moment hast du das Risiko, dass genau die diskutiert wird. Und dann dreht der euch im Kreis, weil dann musst du dich ja winden und nochmal begründen und überhaupt.
Also sag einfach Nein!
Und wenn dich jemand fragt, warum nicht, dann sagst du: Nein, weil ich nicht kann.
Und falls er nochmal nachhakt und sagt, ja warum kannst du nicht?
Ich kann nicht, weil ich nicht kann.
Punkt.
Mehr muss der andere gar nicht wissen.
Aber vielleicht nochmal zurück zum Thema Prägung und warum sagen wir die ganze Zeit Ja, selbst wenn wir Nein meinen. Es gibt leider auch noch so ein paar Gründe, die ihr vielleicht jetzt gar nicht so gern hört, weil ihr die überhaupt nicht mit euch in Zusammenhang bringt.
Also da ist zum Beispiel unser Ego. Wir sagen manchmal auch deshalb nicht Nein, weil wir glauben, dass wir es am besten können. Dass nur wir es können. Und dass kein anderer diesen Job so gut machen kann wie wir.
Das sind vor allem Menschen, die so ein bisschen perfektionistisch sind.Die glauben, dass es immer perfekt sein muss. Und das Perfekte kriegt man eben nur selber hin. Und deswegen macht man es lieber alleine.
Aber um ganz ehrlich zu sein, dahinter steckt erstens sehr häufig eine Selbstüberschätzung.
Also es wird gar nicht zwangsläufig toll, nur weil es perfekt ist.
Stell dir mal vor, du würdest Leute einladen, die so Typ romantisches Lagerfeuer sind. Also die ganz gern einfach ums Feuer sitzen, so barfuß mit Würstchen auf dem Stock.
Und ein bisschen, wie heißt das nochmal? Stockbrot, genau. Und dazu eine Flasche Bier trinken.
Und die lädst du jetzt ein und du bietest das perfekte Essen. Mit Serviettchen, Serviettenringen, mit dem besten Tafelsilber, mit deinen, also gestylt mit Blümchen und allem.
Dann ist es vielleicht für dich perfekt.
Aber ob die wirklich Spaß haben, wenn sie bei dir sind, weil sie das Gefühl haben, oh Gott, ich darf ja jetzt auf gar keinen Fall einen Fleck auf die Tischdecke machen und Himmel hilft, wenn jetzt da es irgendwo spritzt oder sonst was. Da kann die Stimmung echt ganz schön schnell im Eimer sein.
Also perfekt ist nicht immer gut.
Und ich hab da auch so ein bisschen mein Erlebnis von einer Party, an der einer meiner Freunde gegen einer meiner Kakteen gestoßen ist. Also ich hatte zwei so Kakteen, so kleine in so einem Töpfchen drin und der ist da ran gestoßen. Die waren schon ein bisschen trocken. Ich war schon damals nicht so der große Blumengießer.
Und dann sind die rausgefallen und es hat sich eben so diese ganze sandige Erde da in meinem Zimmer verteilt. Und ich weiß nicht mehr genau warum, dass meine Mutter mitgekriegt hat, aber auf jeden Fall hat sie den Staubsauger geholt und hat dann auf der Party einfach zwischen den ganzen Leuten rumgesaugt.
Und das ist auch ziemlich perfekt. Also danach war kein Staubkörnchen mehr da und alles war wieder sauber und ordentlich.
Um ehrlich zu sein, mir wäre es echt lieber gewesen, ich hätte kurz mit einem Besen ein Häufchen in die Ecke geschoben und dann wäre auch gut gewesen, auch wenn das nicht perfekt gewesen wäre.
Also sprich, das kann auch in die Hose gehen.
Und dass man der Beste ist, wenn man perfekt ist, ist wie gesagt manchmal einfach eine Selbstüberschätzung.
Das andere ist aber auch, dass “Ich kanns am besten” eine Form von Selbsterhöhung ist. Also dass wir glauben, wir müssten uns über andere erheben. Und dafür gibt es in der Regel nur einen einzigen Grund, dass wir uns in Wirklichkeit klein finden.
Unwichtig, ungeliebt, nicht wertvoll.
Und deswegen den Eindruck haben, jetzt müssten wir uns beweisen.Da schließt sich wieder der Kreis zum Thema Anerkennung. Weil wir glauben, wenn wir dann eben nicht perfekt performen, dass wir dann eben wieder nicht so viel Anerkennung kriegen. Beziehungsweise die, die so viel Anerkennung suchen, das sind natürlich auch die, die sie sich selbst nicht geben. Die die ganze Zeit im Außen suchen, um sich irgendwie wertvoll zu fühlen in dem Moment, wo sie gelobt werden oder in dem sie ein positives Feedback kriegen, aber in sich selber das gar nicht fühlen.
Und das finde ich ganz spannend.
Ich habe da so einen Satz gehört, das sind Menschen, die kreisen um sich selbst, ohne sich selbst zu finden.
Und das finde ich eigentlich ein ganz passendes Bild. Also man kreist die ganze Zeit drum herum, man guckt die ganze Zeit, wie schafft man es irgendwie, cool und toll und irgendwas zu sein. Aber man kommt nie bei sich selber an, um einfach sich selber sagen zu können, es ist jetzt gerade gut, wie es ist.
Es ist einfach so, wie es ist.
Und es passt.
Und ich muss dafür nicht extra leisten.
Ich muss nicht dafür noch einen Dienst übernehmen und noch mal krank zur Arbeit erscheinen und noch mal und noch mal.
Sondern ich kann einfach schlicht und ergreifend auch mal Nein! sagen.
Und vielleicht hier. Ich weiß nicht, ob ihr meine Podcast-Folge mit Pippi Langstrumpf gehört habt. “Vom braven Mädchen zu Pippi Langstrumpf.”
Es geht hier nicht darum, immer Nein! zu sagen.
Es geht nicht darum, ab jetzt nur noch der Bock zu sein, der irgendwie überhaupt nichts mehr übernimmt.
Sondern es geht immer um dieses gute, gesunde Gleichgewicht zwischen Nehmend und Geben, aber sowohl auf sich achten und aber auch auf die anderen achten.
Also das ist so das große Ziel.
Denn was ihr auch wissen müsst, wenn ihr so jemand seid, der immer Ja sagt, immer hilfsbereit ist, immer für die anderen da ist, der hat natürlich bei den anderen schnell auch den Ruf: Den kann ich immer fragen.
Also das heißt, ihr werdet dann mit noch mehr Fragen bitten, konfrontiert.
Kennt ihr vielleicht von Dienstplänen? Also ich glaube, Dienstplaner, die wissen ganz genau, wen sie als erstes fragen, weil sie da am ehesten ein Ja bekommen. Und das heißt, ihr werdet dann nicht nur sowieso schon viel gefordert, weil ihr ja gerne einspringt, sondern ihr werdet noch übermäßig viel gefordert, weil es ja dann auch schon erwartet wird.
Und umso komischer gucken die Leute, wenn ihr dann tatsächlich mal Nein sagt.
So, aber jetzt ist noch mal die Frage: Wie kriegen wir es denn vielleicht noch ein bisschen besser hin, wirklich mal Nein zu sagen und für uns einzustehen?
Und es gibt von Stephen Covey einen schönen Satz.
Ich weiß nicht im Detail, es ist jetzt frei zitiert, aber du kannst leicht Nein sagen, wenn du ein flammendes Ja für etwas anderes verspürst.
Also du kannst dir zum Beispiel ein Beispiel des Fremdgehens überlegen. Wenn du für deinen Partner ein flammendes Ja hast, wenn der dein Ein und Alles ist, wenn du dort erfüllt bist in der Partnerschaft, wenn er dir alles gibt, dann wirst du vielleicht angeflirtet, vielleicht flirtest du auch zurück, vielleicht hast du auch irgendein nettes Treffen oder wie auch immer, aber ich denke, du wirst wahrscheinlich nicht fremdgehen, weil du dieses flammende Ja für deinen Partner hast.
Und genauso ist es aber auch mit allen anderen Dingen.
Wenn du ein flammendes Ja beispielsweise für deine Familie hast, wenn du weißt, dass deine Familie deine oberste Priorität ist, dass es deinen Kindern gut geht, dass du für deine Kinder da bist, wie auch immer, dann wird es dir leichter fallen, bei der Arbeit auch mal Nein! zu sagen oder eben keine Überstunden zu machen, nicht einzuspringen, wie wenn du keine wirkliche Alternative hast.
Genauso gut wirst du aber vielleicht auch, wenn du ein flammendes Ja für die Arbeit hast und dir die Karriere extrem wichtig ist und du weißt, dass da bestimmte Anforderungen an dich gestellt werden, die dir wirklich ganz, ganz, ganz wichtig sind, dann kann es sein, dass du deinen Kindern auch mal sagst, nee, das zweite Hobby, das gibt es nicht. Ich kann dich jetzt nicht noch an einem Tag in der Woche irgendwo hinfahren. Oder du musst hier und da etwas selbständiger sein oder du musst da in die Nachmittagsbetreuung oder whatever.
Und ich meine das jetzt alles völlig wertfrei, weil ich denke, dass jeder sein eigenes flammendes Ja finden darf und finden muss.
Und vielleicht ist aber auch deine Gesundheit das flammende Ja.
Und wenn du jetzt merkst, es fängt an zu zwicken und zu zieken und du bist erschöpft und kannst nicht mehr und du hast einfach die Sorge, dass das vielleicht alles noch schlimmer wird oder da sich irgendwas unangenehmes draus entwickelt, dann hast du vielleicht ein flammendes Ja für deine Gesundheit und sagst deshalb Nee, ich sag nicht mehr überall Ja, wenn mich jemand fragt, sondern ich ziehe meine Grenzen, ich achte drauf, wann ich erschöpft bin, wann ich nicht mehr kann und mach nicht mehr für alle anderen alles.
Also das ist wirklich der Punkt schlechthin.
Schau, was dir wirklich wichtig ist und entscheide dich wirklich für das, dann fällt es dir leichter, für etwas anderes oder bei etwas anderem Nein!zu sagen.
Was du hier beispielsweise tun kannst, das ist nicht so für zwischen Tür und Angel, sondern das ist wirklich eine Aufgabe, die vielleicht mal ein, zwei Stunden dauert, vielleicht sogar mal eine ganze Woche, vielleicht sogar immer wieder erneuert wird.
Und zwar, dass du dir dein ganz persönliches Leitbild entwickelst.
Du kennst sicher von meinen anderen Podcast folgen schon die Beerdigungsrede. Also was möchtest du, was man an der Beerdigung über dich sagt oder den Blick einer 90-Jährigen, eines 90-Jährigen zurück auf die eigene Lebensgeschichte.
Was möchte ich dann über mich denken?
Was möchte ich gemacht haben?
Was möchte ich erreicht haben?
Also so den Blick von hinten und so ähnlich kannst du dir auch dein Leitbild vorstellen.
Was sind deine großen Ziele und zwar deine Lebensziele?
Wenn du zum Beispiel Karriere machst, was ist denn da dein Karriereziel?
Und was sind deine anderen Ziele?
Wie sieht es aus mit Familie?
Wie sieht es aus mit Selbstversorge?
Wie sieht es aus mit irgendeinem Hobby?
Wie sieht es aus mit, was weiß ich, Tieren, Wohngegen, Wohnort, irgendwas?
Aber was ist so das, was du in deinem Leben insgesamt erreicht haben möchtest?
Und da fällt vielleicht auch dann irgendwann schon auf, wo könnte es vielleicht ein bisschen knirschen? Also wenn du dir sowohl die perfekte Karriere vorstellst, gleichzeitig die vier Kinder, die du alle selbst erziehen möchtest, dann aber natürlich noch ein zeitintensives Hobby und ein bisschen Selbstfürsorge, dann erkennst du vielleicht schon, irgendwo kommt der Punkt, wo ich doch auch mal Nein! sagen muss, sonst geht irgendwas verloren.
Und wenn du das Leitbild entwickelst, vergiss dich selbst nicht.
Vergiss nicht, wie du in diesen 80, 90 Jahren, nein, nicht in diesen 80, 90 Jahren, sondern mit 80 oder 90, vielleicht auf deinem Stühlchen sitzen möchtest. Ob du da dann irgendwelche Suchtfolgen haben möchtest oder mit multiplen Krankheiten oder psychisch schwer dekompensiert, wahrscheinlich möchtest du einigermaßen gesund da sitzen.
Und dann solltest du das in dein Leitbild aber auch mit reinnehmen.
Und wenn du das einfach mal dir klar gemacht hast, was möchte ich wirklich haben bis dahin in der Gesamtschau, dann kannst du dich immer wieder fragen, ist das, wofür ich jetzt gerade mein Ja gebe, dafür hilfreich oder eher nicht?
Also das ist so eine Idee, die wie gesagt nicht unbedingt an einem Tag zu erledigen ist, aber die sich so langsam entwickeln und wachsen darauf und ein extrem guter Kompass ist, um sich für Ja oder Nein zu entscheiden.
Und das Leitbild hat auch noch einen anderen Nebeneffekt.
Hier kannst du auch mal ein bisschen gucken, wie viel Acker du bewirtschaftest.
Also was ich damit meine, hast du nur ein Interesse? Gibt es zum Beispiel für dich nur die Familie oder nur den Job oder nur das Hobby, weil das Leben, das spielt nicht immer so, wie wir es unbedingt gern haben möchten. Das Leben bringt seine Hochs und Tiefs mit sich, wirst du sicher auch schon gemerkt haben. Und es kann sein, dass von heute auf morgen ein Acker plötzlich mal wegfällt.
Also sei es, dass du deinen Job verlierst, sei es, dass es irgendwelche Familienstreitigkeiten gibt, ein Schicksalsschlag, irgendwas. Sei es, dass du eine Verletzung hast, dein Hobby nicht mehr ausüben kannst oder was auch immer. Es besteht immer die Möglichkeit, dass ein Acker plötzlich unbewirtschaftbar ist.
Und dann ist es so wichtig, noch einen anderen Acker zu haben. Also versuch dich nicht nur auf ein Thema zu fokussieren, nur dieses eine, sondern hab immer auch noch irgendwo eine Ausweichmöglichkeit.
Und genau das kannst du auch in deinem Leitbild überhaupt mal wahrnehmen oder dir überlegen.
Auch wenn das jetzt gerade nicht zum Thema Nein-Sagen passt.
Das war jetzt nur so ein kleiner Abstecher.
So, jetzt ganz noch zum Schluss eine Übung möchte ich dir kurz noch schildern. Eine Übung, die ich gerne in meinen Seminaren mache, oder Henner und ich in den Seminaren machen.
Und zwar die sogenannte Nein-Sage-Übung.
Das ist eine Übung, wo man sich gegenübersteht. Das lässt sich auch am Computer machen, wenn man eine Online-Veranstaltung hat. Aber es ist live doch deutlich sinnvoller.
Zwei stehen sich gegenüber und der eine bittet den anderen um etwas.
Meinetwegen würdest du zu meinem Geburtstag einen Kuchen backen?
Ich glaube, wir lassen es beim Kuchen.
Was anderes fällt mir gerade nicht ein.
Der andere hat nur die Aufgabe zu sagen, nein, ich mache das nicht.
Oder wie wir vorher gesagt haben, nein, ich kann nicht.
Nun versucht der andere, der die Bitte stellt, es auf alle Arten und Weisen rüberzubringen.
Also mal, Mensch, das kann doch nicht sein, dass du mir nicht hilfst.
Was bist du denn für ein Freund?
Oder, ach komm, ich habe dir schon so oft geholfen.
Jetzt hilf mir doch bitte auch mal.
Oder, hey, du bist der Einzige, der nicht mitmacht.
Also finde ich jetzt echt doof.
Also so auf alle möglichen Arten und Weisen, also so die richtig fiesen Drohungen, so von wegen, ich kenne deine Mutter oder so, das lassen wir natürlich weg.
Aber einfach so die verschiedenen Arten, eine Bitte auszuüben.
Und der andere bleibt immer nur bei seiner Antwort.
Nein, ich kann nicht.
Und jetzt geht es aber mal darum, dass beide fühlen, welche Emotionen da auftauchen. Was ändert sich bei dem, der das Nein sagt, je nachdem, wie der andere bittet? Also bei welcher Frage fällt es ihm besonders schwer? Wird er eher klein und kriegt es kaum raus, weil der andere eher in die Drohung geht? Oder kriegt er ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn der andere so ein bisschen sich klein und zart macht?
Also das ist eine unglaublich schöne Übung, um einfach mal festzustellen, was passiert da in mir?
Was passiert in dem Moment, wo mich jemand fragt, was für Emotionen tauchen darauf?
Ist das Angst?
Ist das Schuld?
Ist es Scham?
Was kommt da?
Und das ist auch unglaublich hilfreich, um dem so ein bisschen nachzugehen. Was passiert da eigentlich in mir?
Hab ich Angst, dass der mich jetzt nicht mehr lieb hat?
Und das vielleicht, obwohl es einfach nur ein Verkäufer am Telefon ist, der mir irgendwas Unsinniges aufschwätzen will?
Also, das ist auch was, was ihr tagtäglich machen könnt, wenn ihr gefragt werdet, wenn ihr um etwas gebeten werdet, dass ihr einfach mal guckt, was passiert da eigentlich in mir drin? Und woher kommt das eigentlich? Hab ich gerade so das Gefühl, meine Mutter steht vor mir oder mein Vater? Oder hab ich das Gefühl, dass ich ganz klein bin? Hab ich vielleicht sogar das Gefühl, dass ich gerade 5 Jahre alt bin und nicht älter?
Was passiert da?
Und auch das ist unglaublich hilfreich, um so ein bisschen rauszufinden, warum ihr tickt, wie ihr tickt und warum ihr einfach nicht Nein! sagt.
So, viel Infos für heute und so langsam trocknet mir der Mund aus, denn wie gesagt, ich hatte ja heute keinen Sparrings-Partner.
Ich hoffe, dass beim nächsten Mal der Henner wieder dabei ist und auch so ein bisschen seinen Input mit reingibt.
Wenn ihr diese Folge gut fandet, dann freuen wir uns total, wenn ihr uns mal eine Mail schreibt, wenn ihr unseren Podcast weiterempfehlt oder vielleicht einfach sonst euch so bei mir meldet oder bei uns meldet.
Und dann hätte ich noch den Tipp, wenn ihr irgendwas auf dem Herzen habt. Zum Thema Stress, Führung, Medizin, Ärzte, Ärztin sein. Also irgendwas, wo ihr denkt, vielleicht können die zwei mir da einen Tipp geben. Vielleicht habe ich da ein Thema, das ich ganz gern mit denen mal besprechen würde. Wenn ihr Lust habt, dass wir dazu mal eine Antwort im Podcast geben, dann stellt uns gerne so eine Frage.
In der Hoffnung, dass wir sie dann auch beantworten können.
Oder zumindest ein paar Tipps dazu geben können.
So, jetzt höre ich aber auf zu quasseln.
Ich wünsche euch zwei wunderschöne Wochen.
Bis zur nächsten Folge.
Ganz liebe Grüße, eure Susanne.
Wir freuen uns, dass du in dieser Folge unser Gast warst und hoffen, dass du etwas Neues gelernt oder über dich erfahren hast.
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