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#100 dein Problemlösungsbooster: die rigorose Akzeptanz
Es ist, wie es ist.
So leicht dahin gesagt, so schwer anzunehmen.
Akzeptiere deine Situation! Bei diesem Tipp stellen sich vielen die Nackenhaare.
„Ganz bestimmt nicht, dann unterwerfe ich mich, dann muss ich mich an schlechte Umstände anpassen, dann resigniere, kapituliere ich…“
Oh nein, dann hast du Akzeptanz falsch verstanden.
Worum es dabei wirklich geht, warum sie der ultimative Schlüssel und Energiebooster ist und warum du unbedingt damit anfangen solltest, erfährst du in unserer 100. Folge von EinzigARZTig.
Transkription
SUSANNE: Herzlich willkommen bei EinzigARZTig, dem Podcast nicht nur für Ärztinnen und Ärzte, die selbstbewusst klar und unbeschwert Beruf, Familie und Freizeit genießen und sich selbst und andere souverän führen möchten.
HENNER: Wir sind Dr. Susanne Löffner und Dr. Henner Sturzenhecker, zwei erfahrene Ärzte und Coaches und wir unterstützen dich auf deinem ganz persönlichen Berufs- und Lebensweg.
Worum geht’s bei EinzigARZTig?
Es geht um Medizin, Medizinerinnen und Menschen.
SUSANNE: Der absolute Wahnsinn.
Das hier ist sage und schreibe die einhundertste Folge von EinzigARZTig.
Angefangen habe ich alleine ab und zu mal mit dem Henner, mit verschiedenen anderen Leuten, die mit mir im Interview waren, viele tolle Ärztinnen, die von ihrem Leben berichtet haben, von ihrer Art Arzt oder Ärztin zu sein.
Ja und jetzt die letzten Folgen zusammen mit dem Henner. Und seitdem hat sich ja auch unser Bild gewandelt. Wir sind jetzt beide auf unserem Bild drauf. Und heute gibt es nochmal eine Neuerung, denn dieser Podcast erscheint ab heute auch im Videoformat bei YouTube.
Also hier bei Spotify, bei Apple Podcast, bei Deezer, bei, oh ich weiß nicht wo du ihn sonst vielleicht gerade hörst. Hier ist er noch ohne Bild. Also du kannst ihn weiter beim Autofahren hören oder beim Bügeln oder wo auch immer du Zeit und Bock hast, einen Podcast zu hören.
Du kannst uns aber auch tatsächlich sehen. Wenn du das möchtest, dann schau bei YouTube und guck uns an, wie wir dann auch noch dasitzen und reden. Ich weiß nicht, ob das wirklich so viel Tolles anzusehen, aber wir wollen es auf jeden Fall ausprobieren.Und genau das gibt es heute ab der 100. Folge.
Unser Thema heute ist die Akzeptanz.
Das hast du sicher schon häufiger bei mir in den Posts gelesen oder in anderen Folgen gehört.
Die Akzeptanz ist etwas, was sowohl der Henner als auch ich für ganz, ganz, ganz wichtig halten und was oft falsch verstanden wird. Was aber eine enorm gesunde Haltung ist. Es ist tatsächlich eine Haltung, nicht nur ein Verhalten. Und du kannst ja so viel Gutes damit tun. Es ist nicht ganz einfach. Man kann es nicht einfach nur umsetzen, aber man kann es lernen und ja, dann daraus ganz, ganz viel gewinnen. Es ist also sicher wieder mal eine gute Folge geworden und eine spannende, aus der du sicher einiges für dich ziehen kannst.
Und jetzt zur 100. Folge, natürlich wie immer unser Aufruf.
Bring uns Ideen, sag uns, was du von unseren Folgen hältst!
Gib einen Kommentar ab!
Mach uns eine Bewertung bei deinem Podcastanbieter!
Empfehle uns weiter! 🙏🏻
Sag jedem, wenn dir dieser Podcast was bringt und wenn er dir überhaupt nichts bringt und die Du total doof findest. Dann sag’s uns!
Ja, bring uns gerne auch Verbesserungsvorschläge!
Und jetzt aber würde ich sagen, los geht’s. 100. Folge.Viel Spaß dabei.
SUSANNE: Herzlich willkommen.
Erste Folge bei EinzigARZTig mit Video. Und zwar als 100.Folge überhaupt.
HENNER: 100 Folgen EinzigARZTig. Das ist schon verdammt cool.
SUSANNE: Ja, und vor allem hätten wir das beide, glaube ich, nicht gedacht, als wir damals gestartet sind, sondern ich hatte so das Ziel, also 20 Folgen kriege ich hin.
HENNER: Ja, jetzt sind es schon 100 und die Krönung ist das, die Folge Nummer 100, jetzt mit Bild ist mit Kamera.
SUSANNE: Ja, das war unsere Premiere und nein, das stimmt gar nicht. Das hier ist jetzt schon das zweite Mal, dass wir es machen. Das erste Mal ist es gleich gescheitert, da ist nämlich zwischendrin das Bild weggegangen.
HENNER: Ja, ich habe es noch gesagt, weil der Bildschirmschoner angegangen ist.
SUSANNE: So, jetzt haben wir den Bildschirmschoner ausgeschaltet und hoffen, dass ihr uns bis zum Schluss seht. Und nicht nur hört.
HENNER: Genau. Das Ding mit dem Bildschirmschoner ist die wunderbare Überleitung zu unserem heutigen Thema. Weil wir möchten heute mit dir über das Thema Akzeptanz sprechen.
SUSANNE: Die rigorose Akzeptanz.
HENNER: Auch die.
SUSANNE: Woher kennst du das eigentlich?
HENNER: Die rigorose Akzeptanz, das hat mir tatsächlich eine Psychotherapeutin mit auf den Weg gegeben. In einer Situation, wo das tatsächlich die einzige Möglichkeit war, einfach, egal was es ist, zu akzeptieren. Rigerose Akzeptanz. Es ist gerade nicht zu ändern, also akzeptier’s! Und es war ein sehr sehr langer Weg für mich, bis ich da was mit anfangen konnte. Heute bin ich, glaube ich, ein glühender Verfechter der Akzeptanz. Das werdet ihr wahrscheinlich auch im Verlauf von diesem Gespräch merken. Aber es ist echt ein Weg, weil man muss, bevor man wirklich akzeptieren kann, muss man einiges verstanden haben.
SUSANNE: Ja, deswegen machen wir ja diese Folge, denn ich könnte mir gut vorstellen, dass bei der oder demjenigen, der das zum ersten Mal hört, erst mal so ein Widerstand kommt. Nee, ich will aber, dass sich was ändert. Es ist doch gerade total scheiße, außerdem sind ja alle anderen schuld. Und Akzeptanz ist, glaube ich, nicht das, was uns so als erstes in den Sinn kommt. Deswegen wollen wir so ein bisschen begründen, was ist überhaupt das Gute an der Akzeptanz?
Was macht das Ganze sinnvoll?
Wie kommst du dahin und was hast du davon?
HENNER: Wichtig ist schon mal, wenn eine Situation erst mal nicht zu ändern ist, dann kann Akzeptanz Sinn machen. Mein Lieblingsbeispiel für das Thema Akzeptanz ist das Wetter. Weil ich kann mich stundenlang über das Wetter aufregen, weil es mir nicht passt. Das interessiert das Wetter aber überhaupt nicht. Ich kann unglaublich viel Energie aufwenden, um mich über das Wetter zu ärgern, aber diese Energie ist einfach aus dem Fenster geworfen. Sie ist einfach nutzlos vergeudet, weil es ändert sich nichts, dadurch dass ich mich aufrege.
Was kann ich mit der Akzeptanz machen?
Vielleicht erstmal ganz wichtig. Akzeptanz heißt nicht, den Kopf in den Sand stecken. Also Akzeptanz heißt nicht kapitulieren und sagen, oh, dann mach ich halt gar nichts mehr. Ich zieh mich jetzt zurück und mach jetzt gar nichts mehr.
Sondern Akzeptanz heißt, dahin zu gehen und zu gucken, okay, was kann ich denn jetzt anders machen?
Wenn ich die Situation schon nicht ändern kann, also wenn ich das Wetter nicht ändern kann, wenn ich es nicht ändern kann, dass es regnet, was kann ich dann machen, außer mich aufregen?
SUSANNE: Zum Beispiel etwas anderes anziehen. So nach dem schönen Seglerspruch, es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Ich möchte euch vielleicht ein Beispiel nennen, wie ich die Akzeptanz kennengelernt habe. Und zwar auf recht schmerzhafte Art und Weise. Der ein oder andere weiß das schon. Ich hatte vor gut einem Jahr oder vor anderthalb Jahren eine Depression. Es war nicht schön.
Es war etwas, was ich lange Zeit nicht akzeptieren wollte, was ich vor allem nicht erkennen wollte. Ich dachte halt, ja, ich bin halt gerade schlecht drauf. Ich bin halt fertig. Ich bin halt erschöpft. War ein bisschen viel. Aber wirklich zu erkennen, dass da ein bisschen mehr als nur Erschöpfung ist und ein bisschen das Ganze, die Stimmung tiefer ist als eine schlechte Stimmung, das hat eine Weile gedauert. Und dann kam ich zu dem Moment, wo es mir echt nicht gut ging. Und vor allem, wo ich gemerkt habe, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genüge. Also ich habe nicht mehr funktioniert. Also das, was ich eigentlich leisten wollte und was ich eigentlich gut machen wollte, das konnte ich nicht mehr.
Es ging einfach nicht.
Ich war zu antriebslos.
Ich war zu fertig.
Und ich war auf Hilfe angewiesen.
Also ich war plötzlich abhängig.
Und das war ich vorher nie. Und das war ein ganz ekelhaftes Gefühl. Ich fand es überhaupt nicht gut. Und dann kam noch die Scham dazu. Also ich habe mich geschämt, dass ich so bin, wie ich bin, dass ich keinen Bock mehr hatte, mich mit anderen zu treffen, mit anderen zu reden, anderen zu helfen, sondern ja, dass ich da mehr oder weniger, na ja, rumvegetiert wäre jetzt glaube ich ein bisschen zu viel des Guten, aber dass ich einfach nichts mehr so richtig gebacken gekriegt habe.
Und ich als Coach und Ärztin dachte natürlich, ja gut, jetzt packst du mal oder kreist du mal in deine tolle Trickkiste, hast ja schon so viele Sachen gelernt, wie man wieder optimistisch wird, wie man sich aus dem Tief rausholt, wie man aktiv gegensteuert, ging aber alles nicht. Also, da war einfach keine Kraft da, um irgendwas Aktives zu machen. Und das ist so ein richtiger Scheißzustand. Entschuldigt bitte das Wort, aber man kann es nicht besser ausdrücken.
Und in dem Moment habe ich tatsächlich gelernt, zu akzeptieren.
Es einfach anzunehmen, es ist, wie es ist, es ist grad richtiger Mist, es fühlt sich grad furchtbar an, aber es ist so und ich kann es nicht ändern. Und der Vorteil an dieser Akzeptanz ist, dass du in dem Moment aufhörst, auch noch gegen dich selber zu kämpfen. Weil dieses Gefühl mich zu schämen, nicht zu funktionieren, die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen zu haben, dann auch noch auf mir selbst oder auf mich selbst einzudreschen, dass ich es nicht hinkriege, das ist noch eine Energie, die du eh schon gar nicht hast und dann trotzdem noch versuchst aufzuwenden. Und hier zu sagen, okay, es ist nicht so, wie ich es gern hätte, es ist nicht so, wie ich eigentlich sein möchte, aber es ist, wie es ist.
Und das bringt Ruhe ins System und es macht die Hände wieder frei.
HENNER: Ja, das ist ein wunderschöner Spruch. Akzeptanz macht dir die Hände wieder frei. Also, wenn ich aufhöre, und ich gehe jetzt mal wieder zu meinem Beispiel zurück. Wenn ich aufhöre, mich über das schlechte Wetter aufzuregen, dann habe ich doch in meinem Gehirn wieder Zugriff auf die kreativen Anteile. Dann habe ich wieder Zugriff auf das logische Denken. Also wenn ich einfach mal aus dieser ich bin genervt, das ist alles doof und weh und es regnet und ich will aber raus Spirale rausgehe und dieses Gedankenkreisen unterbreche dann und in die Akzeptanz gehe, dann habe ich wieder mehr Spielraum für flexible Lösungen. Meine Handlungsoptionen werden flexibler. Und auch nach dem Motto, ja okay, es geht halt jetzt gerade nicht so, wie ich möchte, dann kann ich ja mal gucken, okay, wie könnte es denn anders gehen? Also wirklich in die Kreativität, in die Flexibilität reingehen und schauen, okay, was kann ich denn dann jetzt tun, dass es mir besser geht oder dass ich dieser Situation irgendwie den Schrecken nehmen kann?
SUSANNE: Ja, also in meinem Fall war es tatsächlich so, dass ich in dem Moment, wo ich es annehmen konnte, dann auch zumindest wieder so viel Energie hatte, um mit ganz kleinen Dingen anzufangen. Also mich aufzuraffen, mit den Hunden spazieren zu gehen oder vielleicht doch mal mit einer Freundin zu reden oder natürlich ganz viel mit dem HENNER zu reden. Der arme Kerl hat viel mitgemacht in der Zeit. Aber das ist tatsächlich so der erste Schritt, um dann wirklich was zu verändern.
HENNER: Genau, das ist, hast du schon wieder was ganz Wichtiges gesagt.
Akzeptanz heißt aber auch, dass ich dann Energie habe, um etwas zu verändern. Weil sonst bin ich wieder beim Vogelstrauß und dem Kopf im Sand. Ja, es ist alles ganz furchtbar. Und ich bleibe jetzt als armes Häschen in der Grube hier sitzen und mache gar nichts. Das ist keine Akzeptanz.
Und was wir auch nicht haben wollen, ist die Pseudoakzeptanz. Manchmal müssen wir den Weg über die Pseudoakzeptanz gehen, um in die Akzeptanz zu kommen. Aber Pseudoakzeptanz heißt, ja, es ist mir egal. Aber es ist mir gar nicht egal. Also ich red’s mir halt ein oder ich red`s den anderen ein, dass es mir egal ist. Aber es ist mir noch gar nicht egal. Und Akzeptanz heißt doch, glaube ich, gar nicht, dass es egal sein muss.
Sondern Akzeptanz heißt, okay, ich kann es gerade nicht ändern, also mache ich was anderes.
Und da braucht es aber dann auch das absolute Commitment, um in die Aktivität zu gehen, um in die Tat zu gehen. Das heißt, ich mache etwas anders. Das heißt, mit der Akzeptanz erkenne ich auch an, dass ich selbst verantwortlich dafür bin, jetzt was anderes draus zu machen.
SUSANNE: Also da, weil du das jetzt gerade ja betont hast, mit dem, dass man dann aktiv wird, also die Akzeptanz quasi so der Start ist, um dann was zu verändern, das finde ich auch ganz wichtig zu betonen, weil ganz oft wird gedacht, dass Akzeptanz so eine Form von Resignation ist.
Also nach dem Motto, mir gefällt mein Arbeitsplatz nicht, mein Chef ist total bescheuert, ich fühle mich da überhaupt nicht wohl und Akzeptanz bedeutet, ich lasse jetzt halt einfach alles über mich ergehen. Aber das ist nicht der Punkt, sondern der Punkt ist der, dass du dann für einen gewissen Zeitraum sagst, okay, ich kann es jetzt gerade nicht so ändern, wie es gerade läuft. Der ist halt blöd mein Chef und ich habe vielleicht doofe Arbeitszeiten und ich mache nicht das, was mir Spaß macht.Ich nehme es jetzt mal an und dann sammle ich die Energie, um zu überlegen, was kann ich denn ändern?
Muss ich mir einen anderen Job suchen?
Kann ich mit meinem Chef ins Gespräch gehen?
Kann ich selber irgendwas verändern?
Also Akzeptanz ist niemals, Henner hat es schon gesagt, Kapitulation.
Es ist auch keine Form von Frustration und es ist schon gar keine Resignation. Sonst ist es eher so, das Luftholen.
HENNER: Ja. Und Luftholen ist ja manchmal auch genau der Moment in einer Situation, den man braucht, um vielleicht auch mal so einen Schritt zurückzutreten, um mit etwas Distanz drauf zu gucken.
SUSANNE: Ah, so Anlauf holen.
HENNER: Um in die Akzeptanz gehen zu können.
Und vielleicht ist es euch schon aufgefallen, ich habe drei Sachen gesagt.
Ich habe gesagt Akzeptanz, Commitment und Tat.
Das ist auch bekannt als ACT. ACT ist eine… Ja, die Erfinder von ACT sagen, es ist eine Weiterentwicklung der Verhaltenstherapie. Es ist vielleicht eine besondere Form der Verhaltenstherapie. Es ist ein wahnsinnig tolles Konzept. Ich mag es unglaublich gerne. Was eben genau darauf fußt, dass die Akzeptanz der erste Schritt ist, um wieder in die Aktivität, vielleicht in eine andere Richtung zu gehen.
Also das nur nebenbei. ACT ist klasse, macht Spaß. Ist jetzt aber gar nicht unser Thema, sondern wir sind bei der Akzeptanz. Und die Akzeptanz gibt uns wieder Bewegungsspielraum und macht uns die Hände frei.
SUSANNE: Also was ich noch spannend fand, ihr kennt ja sicher alle Frau Kübler-Ross, die fünf Sterbephasen oder Trauerphasen, ich glaube fünf Trauerphasen beschrieben hat, wo es darum geht, dass wenn wir jetzt mit einer Trauer konfrontiert sind oder vielleicht mit einer sehr schlechten Nachricht, also beispielsweise wir haben eine unheilbare Erkrankung, dass wir dann ja durch so fünf Phasen durchgehen und das Ziel von diesen fünf Phasen ist tatsächlich auch die Akzeptanz.
Das ist die fünfte Phase und ich kann die fünf Phasen jetzt gerade nicht auswendig, ich weiß die vierte ist, glaube ich, die Depression.
HENNER: Davor kommt die Wut und kommt glaube ich davor noch das Verhandeln.
SUSANNE: Und das nicht wahrhaben Wollen, damit fängt es an. Genau.
Und letztendlich ist das so ein Prozess, durch den wir durchgehen und am Schluss ist eben die Akzeptanz, dass wir einen Zustand annehmen können. Und das finde ich insofern wichtig, weil es da ja tatsächlich auch um zum Beispiel schlimme Krankheiten geht. Angenommen, du hast eben eine maligne Erkrankung, eine fortschreitende Erkrankung und es geht dir ganz furchtbar schlecht. Dann ist auch hier das Ziel, in die Annahme zu kommen. Weil in dem Moment, wo du dich wehrst gegen die Erkrankung, in dem Moment verbrauchst du ja so viel Energie, die du eigentlich brauchen könntest, um noch eine gewisse Lebensqualität zu erhalten, um ein gewisses Wohlbefinden hinzukriegen. Und wenn du die Erkrankung annehmen kannst, annehmen kannst, dass sie da ist, dass sie jetzt eben nicht zu verleugnen ist, dann hast du tatsächlich wieder Kraft, um etwas Positives noch aus dem Moment zu machen.
Und das finde ich ganz, ganz wichtig, dass auch hier die Akzeptanz einfach eine ganz große Rolle spielt. Und trotzdem, auch hier wieder sei erwähnt, das bedeutet nicht, dass du resignierst und sagst, jetzt bin ich krank und jetzt ist mein Leben hinüber, sondern dass du sie als Begleitung ansiehst, als Wegbegleiter und trotzdem noch was Gutes daraus schöpfen kannst.
HENNER: Genau und vor allem diese Energie, die du eben nicht mehr aufwendest, um dich aufzuregen über irgendetwas, was gerade nicht zu ändern ist.
Diese Energie steht dir für was anderes zur Verfügung.
Was auch ganz wichtig ist, die Akzeptanz ist auch so ein bisschen etwas, was manchmal auf einen Zeitpunkt geprimed ist. Das heißt also, es muss ja nicht für immer so bleiben. Aber ich kann jetzt im Moment nichts ändern. Das heißt nicht, dass ich vielleicht nie etwas daran ändern kann. Aber ich kann im Moment an einer Situation oder aber auch an Gedanken oder auch an Körperempfindungen nichts ändern.
Das ist etwas, was ich zum Beispiel auch in der Klinik mit meinen Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen immer wieder bearbeite. Auch eine Körperempfindung wie Schmerz, der ist manchmal nicht zu verändern. Und auch da hilft eine gewisse Akzeptanz, um wieder flexibler handeln zu können, um vielleicht einen anderen Weg einschlagen zu können.
SUSANNE: Es ist da wahrscheinlich leichter gesagt als getan. Und du hast das ja am Anfang schon gesagt, dass du selber auch gebraucht hast, um die Akzeptanz zu lernen. Und ich glaube, das ist auch was, wo wir jetzt wiederum als Ärzte oder als Therapeuten, als Coaches auch wieder sehr vorsichtig vorgehen dürfen.
Und nicht einfach nur mal so hinrotzen, jetzt akzeptier`s halt, sondern wirklich auch akzeptieren, dass es ein Weg ist und dass es manchmal gar nicht so leicht fällt.
Und vielleicht der eine oder andere tatsächlich durch die fünf Phasen durch muss.
Entschuldigung.
HENNER: Das ist vollkommen richtig. Weil das kommt ja immer wieder, dass auch die Akzeptanz so wahrgenommen wird, wie ich soll mich jetzt anpassen. Also ich soll mich jetzt zum Beispiel in ein System einpassen. Also natürlich kann ich jetzt mich über meine Arbeitsbedingungen als Arzt im Krankenhaus aufregen. Und ich kann mich bei meinem Chef aufregen. Der wird sagen, du, ich bin der falsche Ansprechpartner, geh zum Klinikdirektor. Der Klinikdirektor wird mir sagen, ich bin leider der falsche Ansprechpartner. Gehen Sie mal zum Vorstand. Der Vorstand wird mir sagen, ja, ich sehe Sie. Aber ich bin der falsche Ansprechpartner. Gehen Sie doch mal nach Stuttgart ins Gesundheitsministerium. Der Gesundheitsminister wird mir sagen, ja, ja, ja, das ist ganz, ganz schlimm. Aber gehen Sie doch mal bitte nach Berlin, zum Herrn Lauterbach. Der ist schuld. Und der wird wahrscheinlich sagen, okay, keine Ahnung, der Papst, der liebe Gott, das Universum, das Karma, wer auch immer ist schuld.
Das heißt, ich kann mich aufregen und aufregen und aufregen und komme so nicht weiter. Wenn ich jetzt aber die Akzeptanz so auffasse, dass die Akzeptanz bedeutet, okay, ich passe mich halt brav ins System ein und funktioniere einfach weiter, dann kann ich mit so einem Vorschlag viele Menschen vergraulen.
Akzeptanz heißt, ich warte nicht drauf, dass sich im Außen irgendetwas ändert.
Ich akzeptiere, dass sich im Außen nichts ändern wird. Aber ich kann doch mal gucken, ob ich nicht an der inneren Bewertung einer Situation oder eines Gedankens oder eines Gedankenkarussells oder einer Körperempfindung etwas verändern kann. Da sind wir wieder beim Thema innere Bewertung.
Das haben wir beim letzten Mal schon ausführlich thematisiert und damit gearbeitet. Und die hilft uns nämlich auch bei der Akzeptanz.
SUSANNE: Wobei ich da sogar noch einen Schritt weiter gehe, es geht nicht nur darum, wie wir es bewerten, sondern vielleicht haben wir ja auch kreative Lösungsideen. Also es können ja manche Sachen schlecht sein, so wie sie laufen und in dem Moment, wo wir wieder die Gedanken frei haben oder die Hände frei, wie wir vorhin gesagt haben, kommen uns vielleicht Ideen, wie wir im ganz kleinen Bereich irgendwas verbessern können.
HENNER: Ja, vielleicht sogar auch im Außen was verbessern, aber vor allem halt auch für uns was verbessern, indem wir flexible Handlungsoptionen haben, vielleicht einen ganz neuen Weg zu gehen.
SUSANNE: Und übrigens, das Thema Akzeptanz, das ist ja nicht nur im Berufskontext. Oder im Krankheitskontext. Das passt auch zum Thema Beziehung.
Weil du musst mich ja auch akzeptieren, wenn du mit mir leben möchtest. Und ist vielleicht nicht immer einfach.
Also viel besser könntest du es nicht haben.
HENNER: Hättest du Widerworte erwartet?
SUSANNE: Nein, also was ich sagen möchte, auch in einer Beziehung gibt es ja immer Themen, die vielleicht nicht hundertprozentig perfekt laufen, wo der ein oder andere, der andere oder die andere gewisse Eigenheiten hat, die vielleicht manchmal ein bisschen schwierig sind. Und auch hier hilft die Akzeptanz. Weil wenn ich mich jedes Mal über das Gleiche bei dir aufrege, wird an dir nichts ändern. Ich reg mich immer auf, genauso andersrum. Auch hier müssen wir vielleicht einfach mal akzeptieren, dass der andere so ist, wie er ist.
HENNER: Ja, aber Akzeptanz heißt nicht, brauchst du jetzt gar nicht damit kommen, Susanne, Akzeptanz heißt nicht Happy Wife, Happy Life.
SUSANNE: Doch, ich finde, darüber sollten wir auch mal einen Podcast machen.😁 Ich finde, das ist ein sehr guter Ansatz.
HENNER: Ja, ja, ja.
Nein, Akzeptanz heißt, ok, bestimmte Sachen sind so, wie sie sind, aber ich gucke, wie ich gut damit umgehen kann.
SUSANNE: Genau. Das ist übrigens, habe ich tatsächlich vor ganz vielen Jahren auch beim Thema Kindererziehung gelernt.
Weil oft sind wir Mütter, wir Eltern ja sehr gestresst, wenn die Kinder sich zum Beispiel streiten oder wenn die irgendeinen Lärm machen, irgendwas Dramatisches. Und dann kommen wir ja gern, wir kommen in Rage und dann hauen wir so richtig drauf. Wir gehen dazwischen, wir ergreifen Partei und machen alles noch viel, viel schlechter.
Wenn wir da aber vielleicht akzeptieren, es ist gerade laut, die streiten gerade, die werden sich nicht umbringen, es wird nichts Dramatisches passieren. Ich gehe jetzt einfach mal damit um, dass ich vielleicht gerade mit der Lautstärke nicht zurechtkomme und gehe aus dem Raum oder gehe an irgendeine Stelle, wo es vielleicht nicht so laut ist, gehe mal in den Garten, ich schnaufe mal durch, ich gehe in die Akzeptanz, dass die gerade streiten, ohne was dran zu ändern. Dann kann das auch sehr hilfreich sein.
HENNER: Also Akzeptanz kann in vielen Bereichen wirklich, wirklich hilfreich sein.
SUSANNE: Ich glaube, damit können wir fast abschließen, oder?
HENNER: Probiert es doch einfach mal aus!
Erst mal den Gedanken zulassen, Akzeptanz ist nicht Kapitulation, sondern Akzeptanz ist eine ganz, ganz wirksame Technik.
Bei Situationen, Gedanken oder Körperempfindungen. Die ich gerade nicht ändern kann. Und nochmal, es geht wirklich um die Sachen, die ich nicht ändern kann. Wenn ich jetzt sage, Susanne, back mir einen Käsekuchen und übe dich in der Akzeptanz, dass das so ist, dann funktioniert es auch nicht. Also es ist auch nicht die Ausrede, jetzt nicht mehr in die Aktivität zu kommen, zu sagen, ich akzeptiere das jetzt einfach so, weil es bequemer ist.
SUSANNE: Der Käsekuchen, der hängt uns noch vom letzten Mal nach, ne?
HENNER: Ja, absolut.
SUSANNE: Ich akzeptiere, dass es heute kein Käsekuchen gibt. Und dass wir jetzt am Ende sind von unserer 100. Folge und unserem ersten Videopodcast. Und, oh Wunder, die Kamera läuft immer noch. Der Bildschirmschoner ist nicht dazwischen gegangen. Also ich habe große Hoffnung, dass wir das hier tatsächlich senden können.
HENNER: Und ihr werdet es sehen.
SUSANNE: Ja, ihr werdet es wirklich sehen.
Halt, nee, ich wollte noch was sagen. Ich wollte noch was sagen. Und zwar schreibt uns doch gern mal ein Kommentar, wie ihr es findet. Oder ihr dürft auch gern jederzeit mal Ideen bringen über was wir mal reden sollen oder ob ihr vielleicht ein Problem habt, zu dem wir mal unseren Senf geben sollen. Oder was es einfach sonst noch so alles gibt. Ich meine, worüber wir reden, über Stress, über Führung, über Ärztinnen und Ärzte, über das Gesundheitssystem, über uns. Und ja, wir freuen uns über ein paar Anregungen, weil so nach 100 Folgen ist manchmal so ein bisschen ein Ideentief da. Oder?
HENNER: Findest du? Find ich jetzt nicht. Aber trotzdem nehmen wir euren Input gerne an. Also, macht’s gut!
SUSANNE: Macht’s gut! Ciao!
Henner: Wir freuen uns, dass du in dieser Folge unser Gast warst und hoffen, dass du etwas Neues gelernt oder über dich erfahren hast.
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