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#102 Coach, Coach, Beziehung
Heute geht`s mal gar nicht um Medizinisches. Heute geht`s um Beziehung, um partnerschaftliche Beziehung und ganz konkret um Henner und mich.
Wie ist das so in einer Coach-Coach-Beziehung?
Wird da die ganze Zeit rumpsychologisiert?
Welchen Einfluss hat eine Persönlichkeits-Ent-wicklung auf eine Beziehung?
Was verändert sich?
Wir packen aus.
Offen und ehrlich – wie du uns kennst.
Transkription
SUSANNE: Herzlich willkommen bei EinzigARZTig, dem Podcast nicht nur für Ärztinnen und Ärzte, die selbstbewusst klar und unbeschwert Beruf, Familie und Freizeit genießen und sich selbst und andere souverän führen möchten.
HENNER: Wir sind Dr. Susanne Löffner und Dr. Henner Sturzenhecker, zwei erfahrene Ärzte und Coaches und wir unterstützen dich auf deinem ganz persönlichen Berufs- und Lebensweg.
Worum geht’s bei EinzigARZTig?
Es geht um Medizin, Medizinerinnen und Menschen.
SUSANNE: Vielleicht hast du dich schon mal gefragt, wie ist das eigentlich mit den beiden? Die geben hier irgendwelche tollen Tipps, reden über Stressmanagement, über Kommunikation, über gutes Feedback und so viele andere Sachen, wie doch alles toll und leicht und easy wird. Aber wie sind die beiden denn so miteinander? Ist das so ein verkorkstes Pärchen, das die ganze Zeit rumpsychologisiert oder sind die ganz normal? Machen die hier nur Show am Monitor? Wie gehen die eigentlich wirklich miteinander um? Wenn du uns schon eine Weile kennst, dann weißt du wahrscheinlich, dass wir ziemlich ehrlich sind. Und da sind wir auch heute. Und wir reden heute mal über unsere Beziehung, also die Beziehung zwischen zwei Coaches, wie das so ist, was das mit sich bringt an Vor- und an Nachteilen und wie das mit der Persönlichkeitsentwicklung in Beziehung ganz allgemein ist.
Ganz viel Spaß bei dieser Folge.
SUSANNE: Herzlich willkommen.
HENNER: Hallo zusammen.
SUSANNE: Eine neue Folge EinzigARZTig.
Und diesmal geht es tatsächlich gar nicht so um das Thema Medizin, Arztsein, sondern heute bleiben wir eher so ein bisschen psychologisch. Und wir lassen tatsächlich so ein bisschen…
HENNER: Die Hüllen fallen.
SUSANNE: Ja, genau, wir lassen die Hüllen fallen. Wir plaudern aus dem Nähkästchen. Und zwar geht es um das Thema Beziehung, ganz speziell über das Thema Coach-Coach-Beziehung.
HENNER: Ja, und das ist manchmal gar nicht so einfach.
SUSANNE: Ja.
HENNER: Kann ich ein Lied schon singen?
SUSANNE: Ja, wie gesagt, wir werden da heute ein bisschen was erzählen. Aber ja, warum reden wir überhaupt drüber? Ich mache gerade die Weiterbildung Psychotherapie. Und da habe ich gestern oder vorgestern gelernt, dass eine Psychotherapie als Nebenwirkung auch Beziehungsprobleme oder tatsächlich auch das Ende einer Beziehung haben kann. Und ich glaube, das ist beim Thema Coaching oder Coach-Coach, also eine Coaching-Ausbildung ist das auch so.
HENNER: Ja, auf jeden Fall. Weil, ich meine, was hat Psychotherapie und Coaching-Ausbildung miteinander zu tun? Ein wesentliches Element in beiden Sachen ist, dass man sich selber anders kennenlernt, dass man seine eigenen Verhaltensweisen und seine Denkstrukturen und seine Gründe für doof und seine Gründe für warum sehr genau kennenlernt und dass man sich sehr viele Fragen stellt. Und wenn es gut läuft, findet man auch Antworten auf diese Fragen.
SUSANNE: Ja, es kann aber sein, dass der oder die eine die Antworten findet und der Partner die aber nicht hat. Beziehungsweise, dass der vielleicht andere Antworten hätte und es plötzlich so auseinandergeht, oder?
HENNER: Und dazu kommt noch, also eine Coaching-Ausbildung zu machen, bedeutet ja Persönlichkeitsentwicklung. Eine Psychotherapie zu machen, bedeutet auch Persönlichkeitsentwicklung. Und dabei verändert man sich. Und Veränderungen sind in einer Beziehung, sagen wir mal, herausfordernd. Also wenn sich eine Partnerin, ein Partner in einer Beziehung plötzlich verändert, dann bringt das die eine oder andere Herausforderung mit sich.
SUSANNE: Da muss ich gerade dran denken, an diesen typischen Spruch zum Geburtstag, herzlichen Glückwunsch, bleib so wie du bist. Früher hab ich das auch immer geschrieben. Inzwischen sehe ich das ganz anders, weil ich will überhaupt nicht so bleiben, wie ich bin, sondern ich will mich ja verändern. Aber für jemanden, der diesen Wunsch ausspricht, bleib so wie du bist, bedeutet das ja, du bist für mich gerade total passend. Also du funktionierst gut mit mir, wir sind auf einer Wellenlänge, wir denken vielleicht das Gleiche, fühlen was Ähnliches. Und in dem Moment, wo du dich veränderst und vielleicht plötzlich andere Verhaltensweisen an den Tag legst, passt es für mich vielleicht nicht mehr. Und das ist ja dann in einer Beziehung auch so.
HENNER: Genau.
Und das andere ist, in einer längeren Beziehung entstehen ja ganz viele Gewohnheiten.Man hat irgendwie das Gefühl, man kennt alles, man weiß alles, man weiß wie der andere oder die andere tickt. Und wenn einer von beiden oder eine von beiden sich entwickelt oder plötzlich so anders wird, dass die andere oder der andere merkt, ok, ich verstehe das ja gar nicht mehr alles oder ich weiß ja gar nicht mehr, wie du funktionierst oder plötzlich bist du anders, dann bedeutet das für denjenigen Verlust der Komfortzone. Und das mögen wir ja ungern. Weil Komfortzone heißt ja erstmal, es ist bequem. Es muss nicht gut sein, aber es ist bequem. Es ist ungefährlich. Und wir wissen ja, um die Komfortzone drumherum ist der Wall der Angst. Über den muss man erstmal drüber und dann kommt man in die Zone des Lernens. Und vielleicht ist es ja gut. Vielleicht ist es auch furchtbar. Wissen wir vorher nicht. Aber es ist halt eine Chance.
SUSANNE: Definitiv. Also, wenn ich mir jetzt zum Beispiel vorstelle, ich bin so jemand, der sehr, sehr angepasst ist. Also, mir geht es immer darum, den anderen zu gefallen, immer lieb und nett zu sein. Ich sag nicht gern nein. Ich nehme mich zurück.Ich bin eher die stille, die ruhige. Und plötzlich lerne ich, dass das vielleicht gar nicht immer gesund für mich ist. Dass ich, also ich lerne plötzlich Grenzen zu setzen. Ich lerne plötzlich nein zu sagen.
HENNER: Ich glaube, das ist doch schon, wir müssen gar nicht so tiefenpsychologisch das Aufziehen. Ein ganz großer Teil der Persönlichkeitsentwicklung ist, sich abzugrenzen. Also ist die Selbstfürsorge zu lernen.Und ein Teil der Selbstfürsorge ist eben auch für sich selbst zu sorgen. Und dazu gehört das Nein-Sagen und die Abgrenzung einfach dazu.
SUSANNE: Genau, aber wenn du als Partner jetzt gewöhnt bist, dass ich ja quasi dir den Arsch hinterher trage und jetzt mache ich das plötzlich nicht mehr, dann rüttelt es.
HENNER: Genau, dann verliere ich Komfortzone und wir hatten das ja schon.
Also ich meine, wir haben uns ja erst auf dem zweiten Bildungsweg sozusagen lieben gelernt. Das aber sehr intensiv. Und ich weiß, als du vom ersten Teil der Coaching-Ausbildung zurückgekommen bist, hast du mir erst mal Vorträge gehalten. Ich war vier Tage zu Hause, alleine, habe eine gute Zeit gehabt. Wir hatten damals noch eine Hundewelpen, also zwei Hunde, und eine davon war damals noch Welpe. Das waren echt schöne vier Tage. Und ich habe mich total gefreut, dass Susi jetzt wieder zurückkommt. Und dann kommt Susi zurück und wir haben schön zusammen gegessen, haben ein Glas Wein getrunken und dann hat sie angefangen: „Du, pass mal auf. Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass es dir gut geht.“
Also, aha, okay.
Und das hat sie mir dann alles erklärt und auch so diese Geschichte, die in jeder Coaching-Ausbildung irgendwie so vorkommt, so als leuchtendes Beziehungsbild, als Beziehungsstatue, wo man hinmuss.
Das Paar trifft sich am Jahrestag zum Frühstück und sie sagt: „Liebling, ich liebe mich.“ Und er sagt: „Schatz, ich liebe mich auch.“
Also, das ist so die perfekte Persönlichkeitsentwicklung. Ihr merkt schon, dass ich da… Die Idee dahinter, die sehe ich und die verstehe ich, die Realität sieht meines Erachtens doch ein bisschen anders aus. Aber natürlich, das was Susanne mir erklärt hat, stimmt ja vollkommen. Wir sind primär selbst dafür verantwortlich, dass es uns gut geht. Das ist Selbstverantwortung. Und diese Selbstverantwortung kann ich niemandem anderen übertragen. Susanne ist nicht dafür verantwortlich, dass ich glücklich bin. Sie kann Einfluss drauf nehmen, wenn sie das möchte.
SUSANNE: Ich kann auch unterstützen, vielleicht.
HENNER: Du kannst auch unterstützen. Du kannst es auch verhindern. Aber trotzdem, es ist und bleibt meine Verantwortung.
SUSANNE: Genau.
Und ich glaube, da kommen wir gerade zum ganz großen Thema oder überhaupt dem Thema Beziehung, einem Beziehungsthema, nämlich, dass Beziehungen ja gern so ein Ungleichgewicht haben. Also je nachdem, wer welche Vorgeschichte hat, welche Prägungen, was er für Erfahrungen in der Kindheit, Jugend gemacht hat, was er für eine Bindungserfahrung gemacht hat, da kann der eine durchaus mal abhängig vom anderen, also in der Abhängigkeit vom anderen fallen. Oder beide sind sogar voneinander abhängig, weil sie sich selber quasi gar nicht ganz fühlen, weil sie sich selber vielleicht gar nicht fühlen oder sich nicht vollwertig finden und dann ganz viel auf den Partner projizieren oder von ihm erwarten. Und wenn sich jetzt einer von beiden plötzlich entwickelt und diese Abhängigkeiten dadurch ins Schwanken kommen, dass dieser Wunsch nach Vervollständigung vielleicht plötzlich gar nicht mehr da ist, dann kann es eben ganz schön rappeln in der Kiste.
HENNER: Ja, das ist schwer. Wenn einer sich auf diesen, sich auf den Weg der Persönlichkeitsentwicklung macht und sich die eigene Persönlichkeit entwickelt, also auswickelt, dann kann das zu großer Veränderung führen. Und was Susanne gesagt hat mit den Abhängigkeiten, das ist vollkommen richtig. Manchmal müssen diese Abhängigkeiten ja auch gar nicht in der Realität so bestehen, sondern es reicht ja, wenn sie gefühlt sind. Das heißt, wenn ich mich jetzt von Susanne abhängig fühle, auch wenn ich gar nicht von ihr abhängig bin, dann reicht das ja schon. Also diese gefühlte, ich brauche sie, um ein glückliches Leben zu haben, deswegen bin ich von ihr abhängig, das reicht ja schon. Und gerade sowas ist ja etwas, was im Rahmen einer Psychotherapie oder einer Persönlichkeitsentwicklung, einer Coaching-Ausbildung tatsächlich angeschaut wird. Man lernt ja, in die Meta-Position zu gehen, in die Meta-Ebene zu gehen, das heißt mal von oben herab auf sich selber runterzuschauen, vielleicht auch auf die eigene Beziehung mal, so aus der Beobachter-Position von außen runterzuschauen. Und plötzlich sieht man da dann ganz vieles, was man vorher, und seinen Platz da unten, gar nicht so gesehen hat.
SUSANNE: Ja, und das kann tatsächlich auch schmerzhaft sein, wenn man plötzlich feststellt, dass man vielleicht nur der funktionierende Faktor ist. Also, wenn man vielleicht ein Ungleichgewicht in der Beziehung hatte, dass der eine irgendwie viel mehr gegeben hat, der andere viel mehr genommen. Und plötzlich verändert sich das.Aber jetzt haben wir so ein bisschen davon geredet, was so schwierig sein kann, wenn eben einer sich entwickelt und der andere nicht. Aber jetzt würde ich mal so einfach, einfach mal so ins Grüne behaupten oder ins Blaue, ich weiß es nicht, dass wir uns ja beide doch ähnlich entwickeln. Also, nee, muss vielleicht noch für die, die uns nicht kennen, dazu sagen. Also ich habe, wie gesagt, mit den Coaching-Ausbildungen angefangen.Und der Henner war zwar erst schockiert von meiner Veränderung, aber er hat das genutzt, um sich dafür zu entscheiden, selber diesen Weg zu gehen und ist mir quasi hinterhergekommen und hat die gleichen Weiterbildung gemacht wie ich. Das heißt, wir sind inzwischen, also wir entwickeln uns sicher nicht gleichzeitig. Ich glaube, das sind immer eher so Stufen und jeder macht da mal einen Schritt und vielleicht auch mal einen Rückschritt. Aber trotzdem sind wir beide so von ähnlichen Sachen überzeugt, haben ähnliche Ziele, wo wir hinwollen. Auch, ich glaube, ähnliche Definitionen, was für uns gut ist und was nicht für uns gut ist. Und deswegen haben wir ja eine andere, also unsere Beziehung hat sich verändert, aber ich glaube, sie hat sich eben gleichmäßig verändert. Und jetzt ist natürlich die Frage, wenn jetzt zwei Coaches miteinander leben, miteinander eine Beziehung haben, was bringt das denn mit sich?
HENNER: Das bringt vieles mit sich, vor allem Coachinggelaber. Also noch mal kurz zurück zu dem, was Susanne gesagt hat. Ich habe mich tatsächlich mit aus den Gründen, die wir euch jetzt gerade so ein bisschen erklärt haben, damals auch entschlossen, dass ich mich auch auf diesen Weg der Persönlichkeitsentwicklung machen möchte, dass ich auch diese Coachingausbildung machen werde, um zu verhindern, dass wir uns komplett auseinander entwickeln und natürlich auch, weil ich da selber Interesse dran gefunden habe, weil mir das Ganze sehr Spaß gemacht hat und weil ich auch für mich selber da einen großen Sinn drin gesehen habe. Und Susanne hat es gerade gesagt, wir haben uns ähnlich entwickelt, wir haben uns in eine ähnliche Richtung entwickelt. Und das liegt eben nicht nur daran, dass wir ähnliche Interessen haben, sondern auch, dass wir beide die gleiche Schule durchlaufen haben und uns damit auch nochmal anders kennengelernt haben. Und dass wir beide, glaube ich, durch die Coaching-Ausbildung, durch die Persönlichkeitsentwicklung, durch die Stressmedizin, versuchen, unser Leben, sagen wir mal, schon in bestimmten gesunden Bahnen zu lenken und immer wieder merken, wie verdammt schwierig das ist. Und uns da aber wirklich auch sehr gut unterstützen.
SUSANNE: Ja, ich glaube, dass das tatsächlich ein großer Benefit ist, dass jeder so ein bisschen beim anderen guckt, wo sinkt der jetzt vielleicht gerade wieder in ungesunde Verhaltungsmuster, wo ist jemand gerade wieder ein bisschen zu sehr gestresst. Also da kann man sich ja immer wieder so ein bisschen nachjustieren. Also das ist sicher ein Vorteil. Wobei, ich glaube, du hast ja vorhin schon Coaching-Gelaber gesagt, ich glaube, es kann manchmal auch ein bisschen nerven, weil man neigt ja dann doch dazu, so in so eine Dauerpsychologisierung zu gehen. Also nach dem Motto, du hast gerade eben Verachtung gezeigt. Das ist nämlich das Problem, wenn man so ein bisschen Mimik lesen kann, dass man dann auch viel hinter die Kulissen blicken kann. Und ich glaube, das ist manchmal bei uns auch ein bisschen Konfliktpunkt.
HENNER: Ja, es ist Konfliktpunkt, wobei wir uns, glaube ich, jetzt inzwischen lang genug kennen, dass du weißt, in welchen Bereichen du mich coachen kannst, dass ich weiß, in welchen Bereichen ich dich coachen kann. Also wir können uns gegenseitig coachen, allerdings nicht in allen Bereichen. Es gibt Bereiche, wo ich Susanne einfach nicht als meinen Coach akzeptieren will oder kann. Und genauso gibt es auch Bereiche, wo ich der falsche Coach für Susanne bin. Und wir stolpern natürlich selber sehr gerne über den ehernen Grundsatz des Coachings. Nämlich kein Coaching ohne Auftrag. Bei uns passiert da ja nichts Schlimmes. Und ich weiß genau, dass ich Susanne zu Weißglut bringen kann, wenn ich sie dann frage, welche Gefühle löst das jetzt in dir aus? Welche Emotionen? Wo spürst du es? Ja, spürst du es da im Hals, ja? Das ist natürlich ein bisschen flapsig und das können nur wir zwei so machen untereinander. Weil wir einfach wissen, wann wir uns ernst nehmen müssen, obwohl wir auch wissen, wann wir uns mal nicht so ernst nehmen müssen. Aber es stimmt schon, manchmal kommt man in diese Verlegenheit, Sachen zerreden zu wollen. Und zu tief reingucken zu wollen und gleich anzufangen zu interpretieren. Und dann hat man eine andere Ansicht plötzlich. Das heißt, dann glaube ich, oh Gott, Susanne, ich sehe da was oder ich fühle da was bei dir. Und Susanne sagt, Mensch, lass mich einfach in Frieden.
SUSANNE: Ich glaube zwar, dass die Situation eher andersrum vorkommt.
HENNER: Könnte auch passieren.
SUSANNE: Aber Henner hat gerade schon was Wichtiges gesagt. Wir machen, also wir coachen uns gegenseitig oder wir gehen immer mal wieder so auf den anderen in einer Coaching-Art ein. Aber wir haben beide einen Coach außerhalb unserer Beziehung. Und das ist auch sehr, sehr wichtig, weil ich glaube, es gibt wenig, was der Henner nicht über mich weiß. Aber trotzdem gibt es auch die Momente, wo ich nicht mit ihm darüber reden möchte. Und genauso geht es ihm auch. Und das halte ich wirklich…Also jetzt so den Beziehungstipp von der Stange.
Aber ich habe das E-Mail-Programm nicht ausgeschaltet.
Also entschuldigt bitte, wenn es mal zwischendrin donkt. Das ist wieder mal so ein Thema, wo wir noch dazulernen dürfen. Okay, also was ich sagen wollte.
Beziehungstipp: versucht nicht alles innerhalb der Beziehung zu klären, sondern es braucht manchmal einfach auch den Blick von außen. Denn wenn man jetzt so von der Persönlichkeit redet, da redet man gern von blindem Fleck. Also Sachen, die ich nicht an mir sehen kann, die nur jemand von außen an mir sehen kann. Aber ich glaube, es gibt auch einen blinden Beziehungsfleck, den ein Paar nicht sehen kann. Also wo das Paar so in seinem Trott drin ist, dass es da nicht immer so ganz zur Lösung kommen kann oder vielleicht auch gar nicht sieht, wo es hakt. Und deswegen wäre meine Empfehlung selbst als Coach-Coach oder Therapeut-Therapeut oder wie auch immer, lasst auch mal von draußen drauf gucken.
HENNER: Weil, auf der anderen Seite, für den der coacht, ist das ja auch schwierig, weil Geheimnis des Coachings ist ja erst mal zuzuhören, ohne zu bewerten. Einfach nur zuzuhören. Und dann dem Coachee die richtigen Fragen mitzugeben. Dadurch, dass ich Susanne so gut kenne, wenn sie mir irgendetwas erzählt, dann muss ich unglaublich viel Energie aufwenden, mein Gehirn daran zu hindern, sofort Zusammenhänge herzustellen und Lösungen zu basteln. Weil mein Gehirn gleicht ja das, was Susanne mir sagt, das was ich spüre, die Emotionen, die ich spüre. Sagt mein Gehirn ja gleich, ah, das kennen wir schon von damals, und ah, da gab es doch vielleicht, und mhm, wie hat er mal erzählt, da in der Kindheit, whatever, bla bla bla, hat er kein Eis bekommen oder sonst irgendwas. Und schon macht das Gehirn eine Geschichte draus. Und dagegen selber vorzugehen, und diese Bewertung, da sofort rauszunehmen, das ist echt anstrengend. Und deswegen macht es auch als Coach nur in ganz bestimmten Konstellationen oder bestimmten Situationen Sinn, jemand aus der Familie zu coachen. Ich würde nie sagen, dass das grundsätzlich Bullshit ist. Das kann man schon machen. Aber man muss sich sehr genau überlegen, welche Situation, welches Thema.
SUSANNE: Ja, vor allem ist ja dann noch der Punkt, dass ja oft auch eigene Aktien drin sind. Also wenn Henner mir irgendein Thema erzählt, wo es aber mich selber auch irgendwo mit betrifft, dann muss ich ja mich quasi da noch komplett raus subtrahieren, dass ich nicht meine eigenen wünsche. Oder vielleicht möchte ich ja dann auch, dass er eine bestimmte Entscheidung trifft oder ein bestimmtes Ergebnis zum bestimmten Ergebnis kommt. Und das sollte ich aber ja eigentlich ganz draußen lassen. Um ihm zu helfen, seine eigene Entscheidung zu finden. Und das ist glaube ich wirklich eine große Herausforderung.
HENNER: Und zeitgleich, eine Beziehung besteht ja nicht daraus, dass man sich gegenseitig coacht. Also diese Beziehung Coach-Coach heißt nicht, dass wir uns ständig gegenseitig coachen. Das ist ja etwas, was man wirklich gut steuern kann. Aber vielleicht, um auf den Anfang nochmal zurückzugehen, dieser Weg der Persönlichkeitsentwicklung. Das macht Sinn, wenn beide den gehen oder wenn einer eben dem gegenüber sehr offen ist. Das heißt nicht, dass zwangsläufig immer beide in die Persönlichkeitsentwicklung gehen müssen oder durch die gleiche Schule gehen müssen. Aber wenn ich jemand habe, der sehr an Kontinuität und wenig Veränderung interessiert ist und ich habe in der Beziehung jemanden, der Veränderung wünscht, dann ist es ja gar nicht die Coaching-Ausbildung, die Psychotherapie oder die Persönlichkeitsentwicklung, die irgendeine Verschiebung oder irgendeinen Missstand mit sich bringt, sondern dann ist es ja ganz häufig schon ein Missstand, der seit langer Zeit besteht. Weil ganz häufig kommt man auf die Idee, mit Persönlichkeitsentwicklung zu beginnen, wenn man unzufrieden ist oder wenn man einen Grund dafür sieht oder wenn man Veränderung möchte. Also, damit fängt es ja ganz häufig schon an. Und es ist nicht das Coaching, es ist nicht die Persönlichkeitsentwicklung, es ist nicht die Psychotherapie, die eine Beziehung auseinanderbringt, sondern es ist einfach dieser Prozess der Entwicklung, der Selbstverantwortung und manchmal auch des Mutes. Manchmal finden Menschen auch erst in der Psychotherapie oder in der Persönlichkeitsentwicklung, den Mut, eine schon lange getroffene Entscheidung dann auch wirklich umzusetzen.
SUSANNE: Zumal man ja ganz ehrlich auch sagen muss, dass eine Beziehung festzuhalten nicht unbedingt immer die beste Lösung ist.
HENNER: Aber es ist Komfortzone. Da sind wir wieder bei dem, es ist vielleicht schlecht, aber das andere könnte ja viel schlimmer sein. Da kommt Amygdala in unserem limbischen System und sagt, lieber das bekannte Übel als irgendwas Neues.
SUSANNE: Ich habe aber noch, weil jetzt waren wir ja gerade doch wieder bei diesem, oh Gott, Persönlichkeitsentwicklung, gefährlich für die Beziehung. Ich glaube, dass wir einen ganz großen Vorteil haben, dadurch, dass wir beide diverse Coaching-Ausbildung haben. Denn ich glaube, wir können viel besser kommunizieren. Also als Erstes, wir kommunizieren überhaupt. Also das ist ja leider auch in Beziehungen häufig das Problem. Wir kommunizieren beide, denn um es vielleicht ein bisschen klischeehaft jetzt zu formulieren, es gibt ja gern auch diese Beziehung, wo die Frauen gern reden und die Männer eher nicht so. Und das ist, also ich bin immer noch die, die mehr redet. Ich glaube, er kennt uns jetzt gut genug, um zu wissen, dass ich die, wenn die mehr sagt. Aber ich glaube, wir haben einfach dadurch eine unheimlich gute Basis, um gut miteinander reden zu können, um auch zu verstehen, wie Kommunikation funktioniert. Nämlich, dass es nicht immer nur um das gesprochene Wort geht, sondern dass da noch ganz, ganz, ganz, ganz viel drumrum ist, dass bei jeder Kommunikation unsere Emotionen eine große Rolle spielen, dass unsere Prägung eine große Rolle spielt, unsere Erfahrung, unsere Vorgeschichte, dass also in so einem Satz, den man zum anderen sagt, so viel anderes drin stecken kann und man deswegen sich so wahnsinnig gut missverstehen kann. Und ich glaube, da haben wir einfach einen ganz, ganz, ganz entscheidenden Vorteil gegenüber Menschen, die sich damit noch nie befasst haben.
HENNER: Ja. Und ich meine, wir sagen es ja immer wieder gerne. Wir sind Stressmediziner, wir sind Coaches und trotzdem sitzen wir nicht auf einer grünen Wiese irgendwo in den Alpen im Sonnenschein und bringen durch die Kraft unserer Gedanken einen Topf mit Wasser zum Kochen. Das schaffen wir nicht. Wir haben die gleichen Probleme, die gleichen Themen wie ihr auch. Und wir schaffen es mal besser und mal schlechter, damit umzugehen. Und zeitgleich wissen wir aber auch, worauf wir Acht geben müssen. Und wir haben gelernt, wie wichtig es ist, gemeinsame Ziele zu haben. Einzelne Ziele und gemeinsame Ziele. Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, miteinander zu kommunizieren. Wünsche zu äußern, Ziele zu besprechen und daraus auch gemeinsame Wege entstehen zu lassen. Und wir haben auch gelernt, dass wir uns manchmal in Zeiten befinden, wo wir uns daran erinnern müssen, dass wir wieder mehr kommunizieren müssen. Wir haben auch Alltag und wir spüren das dann aber, dass wir sagen, Mensch, jetzt müssen wir, glaube ich, irgendwie mal wieder ein bisschen auf uns acht geben und ein bisschen unsere Beziehung auch pflegen. Und wir haben gelernt, dass auch in einer Beziehung Akzeptanz etwas Wesentliches ist.
SUSANNE: Zum Thema Akzeptanz in Beziehung fällt mir jetzt gerade gar nicht so viel ein.
Vielleicht können wir da gleich noch mal drauf zurückkommen. Mir ist nämlich gerade noch was anderes gekommen und zwar, der Henner und ich haben manchmal ein anderes Kommunikationsproblem.
Und zwar, der eine sagt was und der andere überlegt sich schon, ob das, was der sagt, wirklich das ist, was er sagen will. Oder ob er vielleicht mir zur Liebe irgendwas anders formuliert und ich reagiere dann schon wieder anders, als ich es eigentlich machen wollte, weil ich ja denke, er sagt ja gar nicht das, was er eigentlich will und sagt wieder was anderes. Und am Schluss haben wir ein totales Kuddelmuddel und keiner weiß mehr, was der andere überhaupt will. Also man kann es auch tatsächlich verkomplizieren, wenn man versucht wirklich, wie soll ich sagen, auf den anderen Bezogen zu kommunizieren.
Aber kommen wir nochmal zum Thema Akzeptanz.
Hast du irgendwie gerade etwas ganz Spezielles da im Kopf? Beziehung, Akzeptanz? Oder meinst du einfach, dass man auch mal akzeptiert, dass der andere vielleicht gerade mal nicht so gut drauf ist?
HENNER: Ich glaube, es geht darum, zu akzeptieren, dass die andere der andere mal seine Laune hat, zu akzeptieren, dass in einer Beziehung nicht immer alles gleich und wir die komplett die gleichen vorleben, die gleichen Ideen und sonst was haben müssen.
SUSANNE: Ja, dann wärst du ja auch ich.
HENNER: Das wär ja dumm. Das muss man dann einfach auch mal akzeptieren. Also ich akzeptiere, dass ich keinen Honig in die Salatsauce machen darf. Finde ich jetzt nicht so toll, aber ich akzeptiere es einfach.
SUSANNE: Naja, sagen wir mal so, er erwähnt es trotzdem bei jeder Salatsauce, dass er wieder den Honig draußen gelassen hat.
HENNER: Ich akzeptiere es fast. Genau. Nein, aber das macht es. Es ist ja immer das Thema mit der Akzeptanz. Ich kann mich über irgendetwas, was ich nicht ändern kann, furchtbar aufregen. Oder ich akzeptiere es einfach und sage, okay, es ist einfach. Und auch das darf in einer Beziehung mal sein. Man muss nicht immer alles gleichermaßen haben, zusammenhaben, sondern es darf auch mal jeder seine eigenen Anteile, auch mal seinen eigenen Weg gehen.
SUSANNE: Wir haben auch durchaus unterschiedliche Anteile. Zum Beispiel zeigt sich bei mir Stress in Tränen. Also ich heule dann gern. Während bei Henner der Stress eher in Form von einem Rumpelstilzchen gezeigt wird. Also er ist wird motzig. Aber auch hier ist es doch wieder gut. Wir können das einschätzen. Wir wissen, aha, jetzt ist wieder der Moment, wo es gerade beim anderen ein bisschen zu viel ist. Und während ich früher dann gern, wenn er so ein bisschen motzig war, dann war ich so mitmotzig oder habe dagegen gestachelt und so weiter. Und jetzt weiß ich inzwischen, dass es, Entschuldigung, eigentlich sein Bedürfnis zum Beispiel nach Ruhe oder nach Verständnis ist. Und dann ziehe ich mich oft einfach auch mal zurück und dann kann er so ein bisschen um sein Feuer kreisen und danach ist wieder gut.
HENNER: Genau. Also auch da hilft die Akzeptanz. Wobei, natürlich, man muss nicht alles akzeptieren, definitiv nicht. Aber ein bisschen macht durchaus Sinn. Ja, jetzt haben wir euch so ein bisschen Einblicke in die Beziehung zwischen zwei Coaches gewehrt. Und ja, es gibt Zeiten, da machen wir abends vor dem Einschlafen gemeinsam Ressourcenarbeit. Es gibt auch Zeiten, wo ich Susanne sage, geh mir fort, wenn sie fragt, wofür bist du heute dankbar? Wofür bin ich heute dankbar?
Genau.
Und wir kriegen das auch in der Familie immer wieder mal gerne gespiegelt. Was dann irgendjemand stöhnend abrauscht, wenn irgendwelche Fragen kommen wie, was brauchst du jetzt? Oder wofür bist du heute dankbar?
SUSANNE: Und trotzdem würde ich so in der Gesamt-Summe sagen, es lohnt sich. Also Persönlichkeitsentwicklung, egal in welcher Form lohnt sich. Ich finde vor allem auch, dass es sich lohnt, bevor man einen Tiefpunkt hat, bevor die Erschöpfung, der Burnout, die depressive Episode, die Angst oder was auch immer da so auftauchen kann, bevor das kommt. Und ich würde jedem den Mut wünschen, dass er sich ranwagt und nicht aus Angst um die Beziehung deswegen das nicht macht, sondern eher versucht, mit dem Partner zu kommunizieren, den Partner vielleicht auch mit ins Boot zu holen. Wobei, Thema Akzeptanz, wenn der andere das nicht möchte, das dann auch zu akzeptieren. Denn ich glaube, es bringt nichts, irgendjemand zu irgendwelchen Kursen zu schleppen, mit denen er überhaupt nichts anfangen kann. Das ist dann höchstens, naja, wie soll ich sagen, der Griff ins Klo.
HENNER: Genau, macht wenig Sinn.
Ja, ihr Lieben, danke, dass ihr da wart. Danke, dass ihr uns zugeschaut und zugehört habt. Wir wünschen euch eine gute Zeit und sehen uns in 14 Tagen, hoffentlich wieder.
SUSANNE: Genau, auch von mir ein Tschüss und wir freuen uns über positive Bewertungen. Wir freuen uns über Kommentare. Also schreibt uns gern die E-Mail-Adresse, findet ihr in den Show Notes. Ihr könnt uns gern auch mal Fragen stellen, die euch bewegen, worüber wir vielleicht reden sollen, irgendwelche Themenvorschläge. Ja, seid frei, habt Mut und ansonsten entwickelt euch und bleibt nicht so, wie ihr seid.
Alles Liebe, tschüss, tschüss.
HENNER: Wir freuen uns, dass du in dieser Folge unser Gast warst und hoffen, dass du etwas Neues gelernt oder über dich erfahren hast.
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