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Letzte Woche war ich krank. Am 3. Tag habe ich mich krank gemeldet… Und da war es wieder: das schlechte Gewissen und der ganze Mindfuck dazu. „Wie soll das meine Kollegin schaffen? Was ist mit meinen Patienten? Denken sie in der Praxis, ich würde nur krank machen?“ und vieles mehr. Die ganze Story, die ich schon mein ganzes (Arbeits-)Leben lang kenne: „krank melden“ geht nicht.
Und damit bin ich nicht die Einzige. Ich kenne viele Menschen, vorallem Ärztinnen, denen es genauso geht.
Was steckt dahinter?
Warum würden wir am liebsten wieder mal die eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer ignorieren?
Und wäre das sinnvoll?
Mit diesem Thema befasse ich mich in dieser Folge eingehender. Und wenn du auch so der Typ „Ich kann mich doch nicht krank melden“ bist, solltest du sie dir unbedingt anhören.
Viel Spass dabei!

Transkription

SUSANNE: Herzlich willkommen bei EinzigARZTig, dem Podcast nicht nur für Ärztinnen und Ärzte, die selbstbewusst klar und unbeschwert Beruf, Familie und Freizeit genießen und sich selbst und andere souverän führen möchten.

HENNER: Wir sind Dr. Susanne Löffner und Dr. Henner Sturzenhecker, zwei erfahrene Ärzte und Coaches und wir unterstützen dich auf deinem ganz persönlichen Berufs- und Lebensweg.
Worum geht’s bei EinzigARZTig?
Es geht um Medizin, Medizinerinnen und Menschen.

 

Warum wir uns nicht krank melden wollen – Über die Angst vor der Auszeit

Willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts „EinzigARZTig“. Heute geht es um ein Thema, das viele von uns betrifft: die Angst, sich krank zu melden. Warum tun wir uns das an, auch wenn wir uns nicht gut fühlen? Warum glauben wir, dass wir immer perfekt funktionieren müssen? In dieser Episode spricht Susanne über ihre eigenen Erfahrungen und warum es so schwerfällt, eine Auszeit zu nehmen, selbst wenn wir krank sind.


Susanne: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „EinzigARZTig“. Heute bin ich allein hier, ohne Henner, und wir sprechen über ein Thema, das viele von uns betrifft: „Ich kann mich doch nicht krank melden.“ Vielleicht kennst du das auch – das Gefühl, nicht zu funktionieren, nicht den Erwartungen zu entsprechen und irgendwie immer perfekt sein zu müssen. Was steckt eigentlich dahinter, wenn wir uns krank melden wollen, es aber einfach nicht tun können?

Warum fällt es uns so schwer, uns krank zu melden?

Letzte Woche war ich krank. Keine schwere Erkrankung, aber eine ordentliche Erkältung. Die ersten zwei Tage waren noch erträglich, aber am dritten Tag merkte ich, dass es nicht mehr geht. Also habe ich mich krank gemeldet. Und was passiert dann? Das, was ich schon seit Jahren kenne: Ein schlechtes Gewissen! Die Gedanken kreisen: „Wie wird meine Kollegin das alleine schaffen? Was denken die anderen über mich?“ All diese Fragen tauchen auf, obwohl ich weiß, dass es vernünftig ist, mich auszuruhen.

Das schlechte Gewissen bei Krankmeldung

Das schlechte Gewissen, das uns oft plagt, wenn wir uns krank melden, ist ein häufiges Phänomen. Ich habe das auch auf Instagram geteilt und gefragt, ob es anderen auch so geht. Die Antworten kamen schnell – viele kennen dieses Gefühl nur zu gut. Eine meiner Followerinnen erzählte, dass sie immer noch zur Arbeit geht, auch wenn sie krank ist, nur weil sie keine Stimme mehr hat. Auf der anderen Seite gibt es die Menschen, die sich krank melden, weil sie sich zu Corona-Zeiten nicht trauen zu arbeiten. Es scheint, als ob es eine Entschuldigung braucht, um sich die Auszeit zu nehmen, selbst wenn es uns schlecht geht.

Warum tun wir das? – Die psychologischen Hintergründe

Aber was steckt hinter dieser Einstellung? Warum können wir uns nicht einfach mal eine Auszeit gönnen, wenn wir sie brauchen? Viele Menschen, die in helfenden Berufen oder in stressigen Umfeldern arbeiten, neigen dazu, sich selbst hintenanzustellen. Sie haben Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen, aber sind gleichzeitig immer bereit, für andere da zu sein. Dieses Verhalten führt oft zu einem inneren Konflikt, wenn es darum geht, sich krank zu melden. Die Frage „Was werden die anderen denken?“ spielt eine große Rolle.

Die Angst vor Ablehnung und Verlust von Zugehörigkeit

Der tiefere psychologische Hintergrund liegt oft in der Angst vor Ablehnung. Wir fürchten, aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn wir uns krank melden. Diese Angst hat ihre Wurzeln in tiefen, biologischen Reaktionen unseres Körpers, die aus der Zeit stammen, als unsere Überlebenschancen stark mit der Zugehörigkeit zu einer Gruppe verbunden waren. Auch heute noch reagieren wir instinktiv auf das Gefühl, nicht dazu zu gehören.

Präsentismus vs. Absentismus – Was sind die Risiken?

Das Phänomen des „Präsentismus“ ist in vielen Arbeitsbereichen weit verbreitet. Es beschreibt das Verhalten, krank zur Arbeit zu gehen, obwohl man körperlich oder geistig nicht in der Lage ist, seine Aufgaben zu erfüllen. Studien zeigen, dass dieses Verhalten mehr Schaden anrichtet, als es nutzt. Wenn wir krank arbeiten, sind wir weniger produktiv, machen mehr Fehler und riskieren, andere anzustecken. Stattdessen wäre es oft sinnvoller, sich wirklich auszuruhen, um schneller wieder gesund zu werden.

Wie können wir das ändern? – Die Bedeutung der Selbstfürsorge

Es ist nicht leicht, dieses Verhalten zu ändern, weil es tief in uns verankert ist. Aber der erste Schritt ist, sich selbst die Erlaubnis zu geben, für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu sorgen. Wenn du dich krank fühlst, ist es okay, eine Pause zu machen und dich zu erholen. Du musst nicht immer für alle anderen da sein, um anerkannt oder geliebt zu werden. Deine Gesundheit sollte immer an erster Stelle stehen.

Die Rolle des Nervensystems und die Angst vor Unsicherheit

Eine wichtige Erkenntnis, die ich in dieser Episode teilen möchte, ist die Tatsache, dass unser Nervensystem oft stärker ist als unser rationales Denken. Auch wenn wir wissen, dass es keine gute Idee ist, krank zur Arbeit zu gehen, sendet unser Körper Signale der Unsicherheit und Angst aus. Diese Reaktionen haben ihren Ursprung in unserer evolutionären Vergangenheit, als das Überleben von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe abhing.

Der Weg zur Veränderung – Kleine Schritte zu mehr Selbstfürsorge

Es ist nicht einfach, alte Verhaltensmuster zu durchbrechen, aber es ist möglich. Du kannst anfangen, Schritt für Schritt für dich selbst einzustehen und zu akzeptieren, dass es in Ordnung ist, auch mal „nicht perfekt“ zu sein. Die Veränderung braucht Zeit, aber je mehr du es übst, desto leichter wird es. Manchmal kann es auch hilfreich sein, professionelle Unterstützung zu suchen, wenn du merkst, dass du mit dieser Angst nicht alleine zurechtkommst.

Fazit – Für deine Gesundheit einstehen

Am Ende geht es darum, zu erkennen, dass es in Ordnung ist, sich krank zu melden, wenn du wirklich krank bist. Du musst nicht immer „funktionieren“, um anerkannt zu werden. Deine Gesundheit ist wichtig, und es ist völlig in Ordnung, sich für eine Pause zu entscheiden. Und wenn du merkst, dass diese Gedanken und Ängste tief in dir verankert sind, kann es hilfreich sein, sich Unterstützung zu holen, um neue Verhaltensweisen zu entwickeln.

Abschied und Feedback

Ich hoffe, dass dir diese Folge gefallen hat. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir eine Rückmeldung gibst oder mir Themen vorschlägst, über die ich in der nächsten Episode sprechen soll. Ich bin immer offen für neue Ideen und Fragen. Du findest meine E-Mail-Adresse in den Show Notes.

Alles Liebe,
Deine Susanne

 

Henner: Wir freuen uns, dass du in dieser Folge unser Gast warst und hoffen, dass du etwas Neues gelernt oder über dich erfahren hast.

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